Bekenntnisse

Neue
Offshore-Enthüllungen

Nr. 577 – vom 5. April 2013

Ich habe nur noch schlaflose Nächte, seit die Enthüllungen über dubiose Offshore-Geschäfte im öffentlichen Umlauf sind. Werde ich der nächste Playboy sein, der an den publizistischen Schandpfahl gestellt wird wie es nun dem verblichenen Gunter Sachs posthum widerfährt? Nein, ich kann nicht länger schweigen. Zu schwer lastet mein millionenschweres Gewissen auf mir. Ja, ich gestehe: Auch ich habe offshore Geschäfte gemacht, und zwar erst vor wenigen Tagen. Allerdings sitze ich derzeit nicht auf den Jungferninseln oder den Cayman Islands, sondern auf sicherem deutschen Kolonialgebiet, also auf Mallorca. Eine Insel, die man auch beim schlechtesten Willen nicht als Steuerparadies bezeichnen kann. Kurzfristig habe ich nämlich mein Lachdienstleistungsgewerbe ausgelagert: Am Ostermontag bin ich im Kulturzentrum Sa Taronja aufgetreten – ebenfalls offshore, nämlich in Andraitx (der Hafen liegt da noch ein paar Kilometer entfernt). Ich habe mein Publikums-Volk in den bundesdeutschen Kernländern schmählich im Stich gelassen und mich der massiven Pointen-Hinterziehung schuldig gemacht.

Die Presse war mir schon vorher auf die Schliche gekommen. Der investigative Journalismus macht auch vor unserer südlichen Heimatinsel nicht halt. Die deutschsprachige „Mallorca-Zeitung“ hatte mich in meinem Höhlenversteck am Fuße des Tramuntana-Gebirges aufgestöbert und mich einem gnadenlosen inquisitorischen Verhör unterzogen. Doch ich habe dem standgehalten, indem ich umweltbewußt meine Pointen recycelt habe, um sie dann vor die mallorquinischen Säue zu werfen (natürlich auch vor die Eber; geschlechtliche Diskriminierung liegt mir da fern).

Hier also das Protokoll dieser Vernehmung, wie es dann auch veröffentlicht wurde:

Mallorca-Zeitung (MZ): Sie wieder auf Mallorca...? Vom 68er zum Konservativen geworden?

MB: Zwar bin ich seit zwei Jahren kein Alt-68er mehr, aber immer noch ein wackerer APO-Opa. Plane demnächst von Mallorca aus die Weltrevolution zu starten: Krieg den Palästen! Friede meiner Hütte!

MZ: Wieso Mallorca? Vermissen Sie als Westberliner das frühere Inseldasein?

MB: Und wie! Jedoch ist das einst so traulich ummauerte Wüstberlin, das umbrandet war vom roten Meer, für jeden alten Insulaner unersetzbar. Immerhin war das eine geographische Weltsensation: Eine Stadt, wo ringsherum nur Osten war. (Vorsichtshalber eine Quellenangabe, ehe ein neuer Plagiats-Skandal das Land erschüttert: Die Pointe stammt von Volker Ludwig, dem Autor von „Linie 1“.)

MZ: Kurz nach der Wiedervereinigung hieß es bei Ihnen: Nie wieder Kassandra – nun: Kassandra, übernehmen Sie?

MB: Unsere Kanzlerin hat mir Kassandra wieder auf die Tagesordnung gerufen. Beide haben ja ständig vor den Griechen gewarnt. Allerdings prophezeite Kassandra den Griechen eine glorreiche, siegreiche Zukunft. Mit einer derart pro-hellenischen Prognose würde sie heute aus jedem modernen Orakelgeschäft, also bei jeder Rating-Agentur rausfliegen.

MZ: Apropos Vorhersehen: Traurig, dass der angekündigte Weltuntergang ausgeblieben ist?

MB: Nein. Dafür sollten wir Klaus Wowereit, dem Berliner Borgemeister, auf ewig dankbar sein. An jenem 21. Dezember sollte ja die Welt in die Luft fliegen. Aber Wowereit teilte uns mit: Diesen Abflugtermin könne er leider nicht einhalten.

MZ: Und dann sind wir auch nicht mehr Papst, kann das überhaupt gut gehen?

MB: Dafür haben wir Gauck, unseren protestantischen Messias. Der Präsident unserer Herzen. Da kann er auf unsere Hirne gerne verzichten.

MZ: Und Merkel soll Europa retten?!

MB: Die Frage ist eher: Wer rettet Europa vor Merkel? Angela, die Engelsgleiche, jettet ja ständig über den Kontinent dahin. Mit ihren weit ausgebreiteten Schwingen verschattet sie den ganzen südlichen Kontinent, so daß die da keine Sonne mehr sehen. Fürwahr: Der Todesengel aus der Uckermark.

MZ: Woher kommt diese Knauser-Mentalität zum Sparen an allen Enden?

MB: Die deutschen Wähler sparen leider am falschen Ende. Man hätte sich diese Bundesregierung sparen sollen.

MZ: Wir sind ja schon so weit, dass die Agenda 2010 dieser Tage als großer Erfolg gefeiert wird...

MB: Die Frage ist ja, wer da feiert. Denn der soziale Untergrund, wo sich die Kellerkinder dieser Gesellschaft mühsam von den Krumen der Hartz-4-Almosen nähren, ist nicht gerade ein Partykeller.

MZ: In Spanien wird das Geld ja lieber mit beiden Händen ausgegeben. Das haben Sie nun davon, könnte man sagen...

MB: Man könnte auch sagen: Das spanische Regierungsgeschäft läuft wie geschmiert, auf Mallorca ohnehin schon immer. Das ist eine Korruptio sine qua non. Eine Minderheit wurde geschmiert und die Mehrheit ist angeschmiert. Das sind eben die armen Schweine, während den reichen Sparschweinchen der Futtertrog reichlich mit Scheinen gefüllt wurde. Wie schon Karl Marx sagte: Der Schein bestimmt das Bewußtschwein. Während die Saubande zufrieden grunzend am Trog hockt, sitzen 55 Prozent der spanischen Jugendlichen arbeitslos genau auf jener Straße, bei deren Bau sich die Korrumpelstielzchen eine goldene Nase verdient haben.

MZ: Im Königshaus ist dagegen eher Familienkrise...

MB: Diese königliche Seifenoper geht mir völlig an meinem republikanischen Gesäß vorbei, genauer: am Mon-Arsch.

MZ: Deutschland ist ein rotes Tuch hier im Süden; Berlin dagegen wird geliebt... Wie fühlt man sich heute als Berliner?

MB: Auch nicht so doll. Berlin ist schließlich selbst auf Entwicklungshilfe angewiesen. Arm, aber sexy, wie Wowereit meint. Nun bin ich ja vom Stamme der Heteros. Ich kann es überhaupt nicht als sexy empfinden, wenn eine ganze Stadt in Schwulitäten steckt.

MZ: Mit dem neuen Flughafen wird es ja wohl nichts. Wie fliegt es sich so ab Tegel?

MB: Sicherer. Seit der Herr Mehdorn nicht mehr bei Air Berlin mitfliegt, sondern woanders die Bruchlandung verwaltet, ist meine Fluchbereitschaft relativ eingeschränkt. Brutal ist es allerdings immer wieder, wenn das während des Fluges dargereichte Papp-Sandwich die Passagiere zu einer großen Würgerinitiative vereinigt.




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PS. 
Im April bin ich auf folgenden Bühnen – vielleicht kommen Sie auch?
Am Freitag, 12. April 2013, um 19.30 Uhr auf der Uckermärkische Bühne in Schwedt.
Am Sonnabend, 13. April 2013, um 20.00 Uhr im TAK - Theater am Küchengarten in Hannover.
Am Sonntag, 14. April 2013, um 20.00 Uhr in Frankfurt/Oder.
Am
Sonntag, 28. April 2013, um 19.00 Uhr im Kabarett-Theater DISTEL in Berlin.

Näheres siehe Tourneeplan