Bekenntnisse

Eine sozialdemokratische

Wahlnachtsgeschichte

Nr. 596 – vom 29. November 2013
Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot ausging vom Willy-Brandt-Hause, dass alle Basis nun beschwätzet werde. Und diese Beschwätzung war die allererste und geschah zu der Zeit, da über dem ganzen Lande eine übermächtige Engelin namens Angela ihre schwarzen Fittiche breitete. Und mit ihr wollte nun schweben ein kleines pausbäckiges Posaunen-Engelchen, das da heißt Gabriel. Doch sein linker Flügel wollte nicht richtig mitschwingen; und so bekam das Engelchen auf einmal das große Flattern.

Denn es gab gar viele skeptische Hirten in derselben Gegend, und die hüteten weder tags noch nachts ihre Zunge. Und das Engelchen Gabriel posaunte überall herum: „Fürchtet euch nicht! Entsorgt Euch! Siehe, ich verkündige euch große Freude, denn uns ist eine große Koalition geboren, welche nun alle Futterkrippen füllen wird. Und ihr spielt dabei die Rolle von Ochs und Esel und müsst nur noch brav abnicken, was euch da widerfahren wird.“

Und viele von seinen irdischen Heerscharen hörten diese Worte und bewegten sie in ihrem Hirne. Und sie sprachen also: „Das ist doch, bei Gott, die Höhe! Frieden mit Angela? Das könnte der so gefallen!“ Und Gabriel posaunte von neuem: „Hosianna, sag ich! Und das habt ihr gefälligst auch zu rufen! Wir haben doch gar keine andere Wahl.“ Doch die Basis widersprach also: „Wir haben die Wahl. Du hast sie uns selber verordnet. So flatt’re nun hin und dies hab‘ zum Zeichen: Du wirst finden uns’re Entscheidung auf deinem Gabentische in einem Umschlag liegen. Und dann hast du vielleicht die Bescherung.“

Tscha, soweit die vorerst unvollendete sozialdemokratische Wahlnachtsgeschichte! Keiner kann sagen, wie sie wohl ausgehen wird. Zur Zeit stellt sich die Basis noch weitgehend bockig an. „Die SPD-Mitgliedschaft ist grundsätzlich unwillig“, kommentiert die „FAZ“, aber: „Sie wird das Wollen lernen müssen.“ Eine Basis, die soviel Schiss hat, muss zwangsweise aufs Töpfchen gesetzt werden, auch wenn sie herumdrucksend behauptet: „Ich kann nicht! Ich kann nicht!“ Sie hat so lange auf dem Topp sitzen zu bleiben, bis sie ganz freiwillig ausruft: „Ich muss mal!“ Dann ist sie in Topp-Form für die Wahl der neuen und alten Miss Germany.
 
So ist es nun mal, wenn man mit der Miss muss.
Das ganze nennt sich: Sozi-Masochismus.

Gabriel hat auf dem SPD-Parteitag gesagt, dass die Große Koalition für die SPD keine Liebesheirat bedeute, sondern eher eine Zwangsehe, zu der man vom Wähler verpflichtet worden sei. Entsprechend zwanghaft wird es dann auch bei der Erfüllung der ehelichen Pflichten zugehen. Dabei kann nun mal nichts Befruchtendes herauskommen. Meine alte Rede:

Da müssen welche miteinander pennen,
die miteinander gar nicht können,
die auch nicht wollen, aber sollen.
Man kann nicht und man will nicht können
und trotzdem muss man können wollen.

Das macht die künftigen Regenten
zu potentiellen Impotenten.
Auf der Koalitions-Matratze
mangelts an Lust, denn keiner hatse.
Zum Miteinander-Kopulieren
fehlt es bei allen am Gelüste.
Man kann nun mal nicht e-regieren,
nur weil man’s wollen sollen müsste.


+++


PS: Wenn Sie mich nicht nur lesen, sondern mich auch erleben möchten, und zwar mit meinem neuen Programm "Macht!Menschen", dann empfehle ich folgende Termine:
Samstag, 30. November, im Centre Bagatelle in Berlin-Frohnau.
Sonntag, 1. Dezember, bei den Wühlmäusen in Berlin.
Donnerstag, 5. Dezember, in der Casa de la Trova in Wendelstein.
Freitag, 6. Dezember, im Podium in Kaufbeuren.
Sonntag, 8. Dezember, bei den Wühlmäusen in Berlin.
Mehr Informationen gibt es in meinem Tourneeplan: http://www.martin-buchholz.de/tourneeplan.php