Buchholzens
Satire-
Letter
Der etwas andere
Kommentar

738 vom 29. März 2025
UNSER’N TÄGLICH TRUMP GIB UNS HEUTE…
I.
Meine liebe Freundin Cleo-Petra Kurze, eine begnadete Cartoonistin, bedankte sich neulich per Mail für meine beiden letzten Satire-Letter über den ersten Frauentag im Paradies. Sie schrieb, dass es wohltuend sei „in diesen lausigen Zeiten einmal nichts von den üblichen Verdächtigen zu hören“.
Es tut mir leid, liebe Cleo, aber heute geht es in dieser Kolumne mal wieder um den Hauptverdächtigen – also um den durchgeknallten Psychopathen, der da einsitzt in the White Madhouse. Leidend an schwerer Hirninkontinenz dekretet er permanent vor sich hin. Ein perverse Absonderung nach der anderen fließt ihm im Minutentakt aus seinem Füller.
Um sich herum hat er bekanntlich ein Gruselkabinett versammelt, bei dessen Anblick selbst ein Frankenstein vor Schrecken aus allen Nähten platzen würde. Diese Irren chatten wie blöde vor sich hin, wobei alle Welt zuhören darf, wenn sie planen, mit Raketen um sich zu werfen. Und Trumps ständig bescheuert kicherndes Musk-ottchen veitstanzt wie ein wildgewordenes Korrumpelstielzchen im Oval Office herum, weil er nun endlich die Reste der amerikanischen Demokratie in einem Kettensägen-Massaker niedermetzeln darf. Die Kettensäge hat ihm sein argentinischer Komplize Milei geschenkt in Anerkennung für sein sägensreiches Wirken. Musk setzt die Säge nur manchmal kurz ab, um den rechten Arm für einen Hitlergruß frei zu haben. Das ist die übliche Geste für Insassen einer Heilanstalt.
II.
Als schwer irritierter Zuschauer muss man allerdings aufpassen, dass man nicht selbst des Wahnsinns unverhoffte Beute wird. Diese fortwährende Schocky Horror Nonfiction Show übt durchaus auch auf geistig noch einigermaßen gesunde Menschen einen gefährlichen Reiz aus. Man hockt vor dem Bildschirm des Computers oder vor der abendlichen Glotze und schaut diesem perversen Entertainment in einer Art morbider Faszination lustvoll angewidert zu. Schließlich will man keine Schrecksekunde versäumen, gerade weil das Spektakel einem immer neue Schauder über die Hirnhaut jagt. Ein fassungsloses Schwanken zwischen Realität und Fiktion. Man starrt nur noch entgeistert, tatsächlich von allen guten Geistern verlassen, dem blondgeföhnten Horror in die totalitäre Visage und denkt: Sowas darf doch nicht wahr sein.
Es gibt Leute in meinem Bekanntenkreis, die sind mittlerweile völlig abhängig von dieser harten donaldistischen Droge. Wie Trump-Junkies lauern sie vor dem Bildschirm auf die nächste Ungeheuerlichkeit – stöhnend: Unser’n täglich Trump gib uns heute! Mit masochistischer Begierde hängen sie an seinen wulstigen Lippen, brünstig jiepernd, dass ihr einst gesunder Menschenverstand in dieser Sado-Maso-Performance immer aufs Neue gegeißelt werde. Gelegentlich werden mir dann die jeweils letzten Auslassungen dieser präsidialen Monstrosität zugemailt, verbunden mit der Aussage: „Das ist doch Realsatire pur!“ Nun ja, denke ich, wer den Trumpschen Wahnwitz tatsächlich für Satire hält, der hat wahrlich einen niedrigen Anspruch an das Metier.
III.
Ich habe mir inzwischen eine zeitweise Trump-Abstinenz verordnet, zumindest für die Abende. Ich entsage der Sucht nach dem televisionären Grauen. Vor dem Schlafengehen brauche ich keine Albträume (und danach auch nicht). Ansonsten ist mein Hilfsmittel, um mich selbst bei halbwegs geistiger Gesundheit zu halten, immer noch die reale Satire (und nicht die vermeintliche Realsatire). Zumindest hilft sie mir dabei, dass mich der allgemeine Irrsinn auf Dauer nicht auch irre macht.
So sind meine Kabarettabende ebenfalls eine Art Gruppentherapie, folgend meinem Motto: Lacht kaputt, was euch kaputt macht! Übrigens bin ich am nächsten Sonntag, 6. April, wieder auf der Bühne bei den „Wühlmäusen“ – und auch am darauffolgenden Sonnabend, 12. April.
Gleich danach ist dann Ostern. Falls Sie bei Ihren Osterbesuchen ein sinnvolles Gastgeschenk mitbringen wollen: Mein signiertes Buch „Männer, Macht und Mythen“ können Sie weiterhin bestellen unter: kontakt@martin-buchholz.de. Ich weiß nicht, ob Sie damit der oder dem Beschenkten eine Freude machen werden, mir zumindest machen sie eine.
Es grüßt Sie herzlich und hirnlich
Ihr Martin Buchholz
Auftritte 2025
Am 6. und 12. April 2025 „Wühlmäuse“ Berlin (auch am 4./18./19./26. Oktober)
Kartenbestellungen für Sonntag, den 6. April 2025, unter:
https://wuehlmaeuse.de/veranstaltung/martin-buchholz-gestammelte-werke/ticket/41357/
Kartenbestellungen für Sonnabend, den 12. April 2025, unter:
https://wuehlmaeuse.de/veranstaltung/martin-buchholz-gestammelte-werke/ticket/41366/
Am Freitag, 26. September, und Sonnabend, 27. September, Hannover,
TAK ("Theater am Küchengarten") Ticket-Telefon 0511/132-29041
Sonnabend, 11. Oktober, Frankfurt a. M., KÄS, Tel. 069 902839 86
Kartenbestellungen auch unter diesem Link:
https://diekaes.reservix.de/p/reservix/group/