Buchholzens
Satire-
Letter
Der etwas andere
Kommentar

Nr. 742 vom 14. August 2025
Der Große Fritz und seine hundert Tage
I.
Im kräftig überhitzten deutschen Sommerloch wurde heute in den hiesigen Medien ein Hundert-Tägiger abgefeiert. Hundert Tage Friedrich Merz. So lange haben wir den nun schon als Kanzler. Viel zu lange, meinen einige. Und aller bösen Voraussicht nach liegen noch 1360 Tage, also buchstäblich eintausenddreihundertsechzig (sch)merzvolle Tage vor uns.
Ich will jetzt hier nicht all seine Versprechen aufzählen, die sich hinterher als versehentliche Versprecher herausstellten, jeder einzelne ein Lapsus friedericae. Immerhin hatte er anfangs versichert, dass nach den turbulenten Ampel-Jahren nun eine Regierungs-Kooperation angebrochen sei „ohne jeden Wirbel“. Doch blöderweise gehören auch die Hardliner seiner Fraktion zur Gattung der Wirbeltiere, was zur Folge hatte, dass die Absprachen mit der SPD (angeblich ein Regierungspartner) kräftig durcheinandergewirbelt wurden. Da fiel es auch dem Kanzler schwer, Rückgrat zu zeigen, zumal dank der ständigen 180-Grad-(und Rückgrat-)Wendungen seine Wirbelsäule ohnehin die Form eines Korkenziehers angenommen haben wird. Und so ein Korkenzieher ist durchaus praktisch, wenn man ringsherum von allerhand verkork(s)ten Flaschen umgeben ist.
II.
Dennoch bleibt eine Tatsache unanfechtbar: Merz ist zweifellos der größte Kanzler, den Deutschland jemals hatte. Mit einer vertikalen Ausdehnung von 198 Zentimetern stellt er all seine Vorgänger (nebst einer -in) in seinen Schatten. Und angeblich wächst er immer weiter über sich hinaus (zumindest nach Einschätzung seines Linnemännleins, das für die CDU generalsekretet). Ein Kanzler, zu dem alle Welt aufblicken muss. Wenn er sich zum Beispiel neben dem französischen Präsidenten für die üblichen Freundschafts-Alibi-Fotos aufbaut, dann zeigt sich erst, was wahre deutsche Größe ist. Neben ihm wird aus dem Macron eher ein Micron, oder wie man in Berlin sagt: ein Nabelriecher – auf pariserisch: un nombril-senteur, um dem Monsieur le Président das Verständnis dieser Kolumne zu erleichtern. (Nebenbei: Auch der Autor dieses Pamphletes wäre mit mickrigen 176 Zentimetern Lebendgröße dem Merz nicht gewachsen. Allerdings würde ich mich strikt weigern, mein Riechorgan bei ihm nabelwärts zu richten. Ich kann ihn auch so nicht riechen.)
Jedenfalls: Mit einem so überragenden Politiker wie Merz kann auch ein Trump nicht auf Augenhöhe verhandeln – auch wenn das hinterher behauptet wird. Aber da sich die Nato- und EU-Größen dem amerikanischen Präsidenten ohnehin nur im Kriechgang nähern, können mit Verhandlungen auf Augenhöhe immer nur die Trumpschen Hühneraugen gemeint sein.
Damit soll es genug sein mit den Hoch-Preisungen unseres hunderttägigen Großen Fritzen. Genug auch mit den heißen News aus dem Sommerloch. Ab Freitag soll sich die Temperatur international ohnehin wieder abkühlen. Zumindest aus Alaska kündigen sich weitere politische Tief-Ausläufer an.
Bleiben Sie kühl im Kopf und heiß im Herzen! In diesem Sinne grüßt Sie herzlich und hirnlich
Ihr Martin Buchholz
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Und noch mal übrigens: In diesem Jahr stehen noch einige Bühnen-Vorstellungen auf meinem Spielplan.
Am Sonnabend, 27. September, Hannover, TAK
("Theater am Küchengarten") Ticket-Telefon 0511/132-29041
Sonnabend, 4. Oktober, bei den „Wühlmäusen“ in Berlin
Tel. +49 (0) 30 30 67 30 10
Sonnabend, 11. Oktober, Frankfurt a. M., KÄS,
Tel. 069 902839 86
Kartenbestellungen auch unter diesem Link:
https://diekaes.reservix.de/p/reservix/group/
Sonnabend und Sonntag, 18. und 19. Oktober. bei den „Wühlmäusen“ in Berlin
Tel. +49 (0) 30 30 67 30 10
Hier die Theater-offizielle Programm-Ankündigung:
Buchholz kann’s nicht lassen: Politisches, top-aktuelles Kabarett ist nun einmal sein Metier, weshalb sich sein Programm auch ständig verändert. Doch zugleich strolcht er auch durch die Sitten früherer Zeiten. Ein gefürchteter Sittenstrolch, gegen den schon lange Ermittlungen laufen wegen der Verführung Minderdenkender. Einer, der schamlos öffentliche Unzucht mit Abhängigen treibt – auch wenn er behauptet, das Ganze sei ein Lust- und Liebesspiel mit der deutschen Sprache.
Zum Beweis bringt er neue Texte sowie auch einige frühere Elaborate zu Gehör und Gehirn. Auch sein neues Buch „Männer, Macht und Mythen“ stellt er dabei vor, ein quasi-feministisches Machwerk über männliche Erschöpfer und weibliche Erschöpfte. Ein Buch, das Sie sich echt schenken können, und nicht nur sich, sondern auch ihren Mitmenschen und Mitmenschinnen (für 20 € signiert zu bestellen unter kontakt@martin-buchholz.de).