Bekenntnisse

Trotzköpfchens Kampf 

gegen die wilden Emanzen

Nr. 541 – vom 20. April 2012
Lang, lang ist’s her, daß Gerhard Schröder, der damals noch nicht Gasmann bei Putin war, bei der Vorstellung seiner Frauen-Ministerin aus seinem Macho-Stammhirn den Spruch rausließ, daß sie für „Frauenpolitik und anderes Gedöns“ zuständig sei. Damals konnte der Testosteron-gesteuerte Alpha-Bulle nicht ahnen, daß später, nämlich heute, eine Namensvetterin in diesem Amt sein würde, eine Macho-Madame, die nicht minder matscho ist im Kopp und die das Gedöns in seiner ganzen Leere vollinhaltlich zu ihrem Thema macht. Gerade hat sie ein leerreiches Traktat verfaßt, in dem sie heftig gegen den Feminismus zickt, weil der den Frauen die Zwangsvorstellung der eigenen Emanzipation brutal aufdränge.
 
Nur zur Erinnerung: Emanzipation ist ursprünglich ein Begriff aus dem römischen Recht. Wenn ein Sklave sich freikaufen konnte von seinem Sklavenhalter, dann hatte der keine Handhabe mehr gegen ihn. Damit wurde der Nicht-mehr-Sklave selber handlungsfähig. Ex manum cipere: Sich einer fremden Hand entziehen – das ist Emanzipation. Sowas kommt nicht von alleine, sondern muß schwer erkämpft werden.
 
Frau Schröder, das ministerielle Barbie-Püpchen (oder schreibt man das mit zwei „p“?), plärrt indessen: „Danke, emanzipiert sind wir selber“ – so der scheinbar kecke Titel ihres antifeministischen Trotzköpfchen-Bandes. Und weil sie selber so emanzipiert ist, ist sie sich auch selbst Quote genug. Ihre politische Zukunft hat sie gerade eng verknüpft mit dieser Quotierung: „Solange ich Ministerin bin, wird es keine Frauenquote geben“, gedönst sie bei der Vorstellung ihres Buches. Auch auf die Gefahr hin, beschuldigt zu werden, daß da eine frauenfeindliche Latenz in meinem Jünglingsbusen schlummere, sage und schreibe ich: Die Frauenquote muß her – und sei es aus auch nur aus dem Grund, um diese Frau endlich loszuwerden...
 
Nun hat zwar diese vermeintliche Frauen-Ministerin mit ihrem eigenen Geschlecht wenig am Hut (denn dieser Hut ist eher ein Emazipations-Verhüterli), dafür setzt sie sich um so energischer für die Männerrechte ein. In ihrem Besinnungsaufsatz über Geschlechterrollen kommt sie auch auf die männliche Klorolle zu sprechen – genauer: auf das bittere, schreiende Unrecht, das Männern angetan wird, wenn sie von entmenschten feministischen Klofrauen gezwungen werden, sich beim Pinkeln nieder zu hocken auf weibische Art. Und in diesem Punkt stehe auch ich – und zwar fest an der Seite der ministeriellen Maskulinistin, die uns Kerle aufruft zur He!Mann!-zipation. Immer wieder hört man in Selbsthilfegruppen von unterdrückten Männern bewegte Klage über diese heimtückische Zwangsmaßnahme im eigenen Heim. Ich habe diese Klage verdichtet zu einem Abgesang auf mein eigenes Geschlecht. Der Kollege Homer hat mir dabei geholfen, indem er mir einige seiner Hexameter ausgeliehen hat.


 
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Homerischer Abgesang

 
I.
 
Nenne mir, Muse, die Leiden des vielgeschundenen Herren.
Das grausame Weib tat ihn längst hinter Klotüren sperren.
Und doch war er einstmals der Herr an jedwedem Orte,
und nicht nur am stillen, hinter verrammelter Pforte,
wo heut’, durch die Aufschrift „Herren“ verkündet,
die Herrlichkeit klägliche Zuflucht nur findet.
 
Nein allüberall, nicht nur am Örtchen plätschernder Stille,
war’n wir stets die Herr’n, dominant war der männliche Wille.
Bis dann die Dominas fürchterlich über uns kamen,
und ohne Erbarmen uns uns’re Vorrechte nahmen.
 
II.
 
Und so flüchten wir uns ins sanitäre Ambiente.
Dort kommen wir zu uns, und sei es auch nur für Momente.
Wir steh’n unser’n Mann in urinaler Union,
in prostatischer Front. Uns’re letzte Bastion.
Da stehen wir stumm vor gekachelter Mauer.
Wenn auch das Herz überfließet vor Trauer,
macht doch keine Träne die Wangen uns nasser.
Und dennoch, so sehet: Auch wir lassen Wasser.
Mögen wir ungerührt auch erscheinen,
das sieht nur so aus, weil wir untenrum weinen.
 
III.
 
Uns’re Verzweiflung kann schlimmer kaum sein,
denn am häuslichen Orte steh’n wir allein.
Da fordert die Herrin von jedwedem Pinkel,
daß er sich hocke im Naßzellen-Winkel.
Mit exzessiven Hygiene-Beschwerden
will sie ihn zwingen, seßhaft zu werden.
 
Da werden Weiber brutal zu Hygienen.
Wehe dem Mann, den noch standhaft sie wähnen.
Bewaffnet mit Rollen von Haushaltspapieren,
schwingen die Keulen sie wie die Walküren,
fordernd mit ajaxbelegter Lippe,
daß nie mehr ein Tropfen die Umwelt bedrippe.
 
„Sitz!“, spricht das unbarmherzige Frauchen.
Manch Männlein folgte als braves Wauwauchen
und klemmte nach einigen letzten Sperenzchen
jaulend zwischen die Beine das Schwänzchen,
herablassend nicht nur die Hose ganz stille,
nein, auch noch sich selbst auf die zwangsweise Brille.
 
IV.
 
O, welche Erniedrigung früherer Helden!
Einst so gestanden! Und nun nichts mehr zu melden?
Nein, Kerl, erheb‘ dich! Dein Recht, nun verfecht‘ es!
Auf zum letzten Gefechte uns’res Geschlechtes!
Es spreche ein jeder als aufrechter Mann:
Hier stehe ich, weil ich anders nicht kann!