Adieu Nicolas! Bonjour tristesse!
Nr. 543 – vom 4. Mai 2012
Da kommt ein böser Sonntag auf unsere Kanzlerin zu. Ein Wahltag, der ihr kaum eine Wahl läßt -- noch nicht einmal die, vor Wut kurz in den Teppich zu beißen, auf dem sie immer zu bleiben versucht. Die alte deutsche Kanzler-Sitte des In-den-Teppich-Beißens ist ja inzwischen etwas aus der Mode gekommen. Doch die voraussehbaren Wahlergebnisse lassen gewiß Merkels Beißerchen knirschen. Und ich rede hier nicht von der Wahl im meerumspülten Schleswig-Holstein, wo die Überfälle der gefürchteten Piraten durchaus in Merkels Sinne sind, weil die eine rot-grüne Eroberung des Landtags möglicherweise verhindern. Viel interessanter sind da die Wahlen im griechischen Generalgouvernement, wo die Troika blöderweise die Wahlergebnisse nicht schon vorher festlegen konnte. Doch "wirklich schicksalshaft" (so die FAZ) sind die Wahlen in jenem deutschen Département, das als "Frankreisch, Frankreisch" zu Merkels Lieblingsprovinz geworden ist. Auf ihren dort gelegenen Gütern hatte die Kanzlerin ihren Bel ami als Verwalter eingesetzt. Jenen Nicolas, der sie bei ihren häufigen Rendezvous immer so zärtlich abschleckte, zumindest wenn Carla gerade mal nicht hinsah. "Mein kleiner Westentaschen-Napoleon", so nannte sie ihn zärtlich, obwohl doch jeder weiß und wußte, daß sie die wahre Herrscherin von Europa ist. Eine Sado-Maso-Queen, die die Knute ihres Spardiktats keinem ihrer Lustknaben ersparte. Und Nicolas flüsterte zurück: "O, ma petite Marquise de Sade! Meine Meck-Pomm-Domina!" (Diese Angaben erfolgen ohne Gewähr, obwohl ich die Informationen aus erster Hand habe, nämlich aus meiner. Ich habe sie mir gerade aus den Fingern gesogen.)
Eine wahrhaft leidenschaftliche Liaison, die in der innigen wortwörtlichen Verschmelzung "Merkozy" ihren penetranten Ausdruck fand. Doch nun droht diese wilde Amour fou ein jähes Ende zu finden. Den letzten Umfragen zufolge nähert sich Frankreich immer mehr Hollande an. Und das ist eindeutig kein Merkel-Knutscher. Der hat es ja an die große Glocke gehängt, daß er die deutsche Kanzlerin nicht als Notre Dame de Europe anerkennen und für sie auch nicht den Glöckner spielen würde. Dabei hatte sie schon vorab den Franzosen unmißverständlich mitgeteilt, daß dieser Monsieur als sozialistisch verbuckelter Quasimodo für sie keineswegs die erste Wahl wäre, ja mehr noch, daß für sie eine solche Mesalliance nicht in Frage käme. Aber die frechen Franzmänner und Franzfrauen wollen sich anscheinend nicht an ihre klare Wahlaussage halten; am Sonntag werden sie sich wohl endgültig verfranzt haben mit ihrem Francois.
Olala, quelle malheur! Ein trauriger dimanche steht da bevor pour notre Angie. Adieu Nicolas! Bonjour tristesse!
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Es wird für Angie, so fürchte ich, kaum ein Trost sein, daß ich mich weiter fürsorglich und liebevoll um sie kümmere. Ist sie doch für mich eine Rose, die mich mit ihrer traumhaften Ausstrahlung, ihrem zauberischen Odeur schwer berauscht, auch wenn sie sich zeitweilig verdufet. Eine Rose, die ich in einer Spezial-Gärtnerei bei einer Google-Suche entdeckt hatte. Auch wenn ich sie in diesem Frühjahr stark beschneiden mußte, so hoffe ich doch, daß sie ihre Triebe auch in diesem Sommer wieder voll in den Dienst meiner knabenhaften Wollust stellt. In meinem Gedichtband (hier zu bestellen) liest sich das so:
Eine Rose namens Angie
Sah ein Knab ein Röslein steh'n.
Nein, ich wollte dich nicht brechen,
doch du tatst mich blutig stechen.
Wofür wolltest du dich rächen,
Röslein, jung und morgenschön?
Du die Rose, ich der Knabe,
der im Internet dich pflückte.
Eine virtuell Entrückte,
die mich derart gleich entzückte,
dass ich sie geordert habe.
War's dein Name, der erglühet
gleich das Herz mir loh und lichter?
"Angie" nannte dich der Züchter,
denn zu ehren war erpicht er
die, die uns seit Jahren blühet.
"Cremefarben, leicht Aprikose,
Blüten duftend, wohlgeformte,
starkbuschig, kräftig verdornte,
garantiert EU-genormte,
bis zum Frost blüht diese Rose."
Solltest doch für mich nur duften.
Dafür gab so manchen Schein ich.
Als ich buddelte dann ein dich,
blutete bald wie ein Schwein ich.
Du lässt bluten, die da schuften.
Schmerzensreiche Dolorose!
Während ich mich fluchend quäle,
in der Haut die Dornen zähle,
stachelst du in meiner Seele.
Blühst mir nur noch als Neurose.