Der schwarze Mann im Weißen Haus –
und:
Die schwarze Prämie für Hausmütterchen Merkel
Nr. 558 – vom 9. November 2012
Bei der Tea-Party ist die rassistische Party-Time vorbei. Die Perversität, daß da ein schwarzer Mann das Weiße Haus besetzt hat, dauert an – four years more. „Der Satan hat die Kräfte des Bösen gerufen“, kündete ein evanglikaler Prediger Fox News, dem Sender der Sendungsbewußten. Immerhin haben 49 Prozent der Amerikaner für eine Teufelsaustreibung gestimmt. Die meisten von ihnen sind der festen Überzeugung, daß dieser Dunkelmann schwer auf Achse sei, also auf der Achse des Bösen. Er sei der Chefagent der bolschewistischen Weltrevolution. Hat er doch das Satanswerk einer gesetzlichen Krankenversicherung in den USA durchgesetzt. So habe er in God’s Own Country kommunistische Verhältnisse geschaffen wie man sie ansonsten nur aus den Schurkenstaaten Europas kennt. Zu allem Überfluß will er auch noch den Superreichen die Steuer erhöhen. Deshalb hatte er alle Tellerwäscher in den Vereinigten Staaten gegen sich, weil die ja spätestens übermorgen ebenfalls Millionäre sein werden.
Dennoch: Obama bekam von den 300 Millionen Amerikanern etwa eine Million mehr Stimmen als Romney. Mich freut’s natürlich bei aller Skepsis gegenüber dem Friedensnobelpreisträger, der bekanntlich von Friedenstauben wenig hält, sondern stattdessen lieber seine mörderischen Drohnen schwirren läßt, um die von ihm einstimmig gefällten Todesurteile gegen vermutete terroristische Bösewichter zu vollstrecken. Wobei er den Tod von zufälligen Kollateralschädlingen billigend in Kauf nimmt: Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie den Präsidenten besser nicht. Dazu gibt er ohnehin keine Auskunft.
Mitt Romney, der Mammon-Mormone, der sich seine Millionen als oberste Heuschrecke eines Hedgefonds zusammen gemampft hat, kann sich wieder in den häuslichen Tresorraum zurückziehen, um seine Scheinchen zu zählen. Dabei hatte er sich fest auf himmlischen Beistand verlassen. In einer seiner Wahlkampfreden auf einem amerikanischen Uni-Campus gedachte Romney kürzlich des gerade verstorbenen Astronauten Neil Armstrong, der einst den Mond belatschte. Romney sagte: „Wir Amerikaner haben als erste den Mond betreten und haben so der Welt unsere Überlegenheit gezeigt. Zugleich sind wir so Gott ein großes Stück näher gekommen.“ Am besten wäre es, man würde alle Tea-Partygänger auf den Mond schießen, damit sie mehr in Gottes Nähe sind und zugleich in sicherer Distanz zur restlichen Menschheit. Da können sie dann die Rückseite des Mondes besiedeln. Da müßten sie sich wie zu Hause fühlen. Leben sie doch schon längst hinterm Mond.
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Schwarzgelb kam heute im Bundestag mit dem Milliarden-Zuschuß zwecks Betreuung der CSU endlich zu Potte. Zu Potte soll heißen: Man mußte gemeinsam auf’s Töpfchen. Oberaufseher Seehofer hatte die Insassen der Koalition auf den Topp gesetzt, um sich selber in Topp-Form zu bringen für die nächste Bayern-Wahl, wo in ländlichen Regionen der altväterliche Nachttopf traditionell immer noch gut gefüllt ist. Deshalb mußten alle Koalitionäre kollektiv auf diesen Pott, sinnigerweise zu dem Zwecke, um die kollektive Darmentleerung in Kinderkrippen zu verhindern. Denn solche Zwangs-Latrinisierung war bekanntlich eine brutale Methode der einstigen DDR-Erziehung. Und eine solche realsozialistische Krippenkackerei wird es in Bayern nicht geben solange Seehofer dort am Drücker ist.
Er erklärte: „Dies ist eine große Reform, um jeden Zwang in der frühkindlichen Erziehung auszuschließen.“ Und weil’s eine große Refom ist, mußte heute dieses große Geschäft im Bundestag erledigt werden. Da war die Koalition unter strenger bajuwarischer Aufsicht schwer am Drücken, genauer: am Durchdrücken. Heraus kam ein betreutes Kackwürstchen, das den meisten mächtig stinkt – auch etlichen von jenen, die es notgedrungen abdrücken mußten.
Im Gekröse hinter der Seehoferschen Stirne dumpft das Dogma des altvorderen Maskulinismus, wonach das Weibchen ein Heimchen am Herd zu sein habe. Das haben ihn die bajuwarischen Stammesväter gelehrt. Und so herrscht in seinem regierenden Oberstübchen nichts als die reine Leere. Zum Ausgleich hat zumindest der Dickdarm immer gut gefüllt zu sein, um stets neuen – lies: uralten – Scheiß zu produzieren. Seehofer: ein stinkreaktionärer Exkremist.
Zumindest die Kanzlerin hat sich diese schwarzgelbe Extra-Wurst als Betreuungs-Prämie redlich verdient. Hat sie es doch als alleinerziehende Mutti im wild durchtobten Kinderzimmer ihres Kabinetts wahrlich nicht leicht. Ständig sind ihre kleinen schwer erziehbaren Rabauken dabei, sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen, um nachzusehen, ob bei dem anderen auch nichts drin ist.
Nun kann das Hausmütterchen weitermachen wie bisher. Eben: Betreutes Regieren.
Natürlich wurde auch wieder brav opponiert im Bundestag. Peer Steinbrück, das immer mehr schrumpfende Kandidätchen der SPD, kraftmeierte lautstark, daß unter seiner Regierung das Betreuungsgeld sofort wieder abgeschafft werden würde. Er hat gut reden: Schließlich hat er sein Betreuungsgeld schon längst bei Banken und Versicherungen abkassiert. Doch nun wird es ihm wohl noch lange nachgetragen, daß er zu viel vorgetragen hat. Es ist ihm ein bißchen spät eingefallen, daß er dieses Betreuungsgeld als erstes abschaffen müßte. Und so wird er es wohl selbst sein, der im kommenden September von den Wählern abgeschafft wird.