Haltet die Welt an!
Ich möchte aussteigen!
Nr. 564 – vom 21. Dezember 2012
Ich bin mir mehr als unsicher, ob es überhaupt noch Sinn hat, diesen Wochenschauer an Sie zu versenden. Sicherlich sind Sie im Augenblick apokalyptisch viel zu beschäftigt, um meine letzten Worte noch zur allerletzten Kenntnis zu nehmen. Schließlich geht an diesem Freitag mal wieder die Welt unter. Die Orakelpriester der Rating-Agentur Maya haben schon vor einiger Zeit die ganze Erde auf Ramsch-Status heruntergestuft. Ihre eindeutige Prognose: Am 21. Dezember 2012 fliegt die Welt in die Luft. Allerdings mit Ausnahme von Berlin. Klaus Wowereit, als Lavierender Bürgermeister ein weithin anerkannter Fachmann für das hiesige Flugwesen, hat bedauert, daß in Berlin an diesem Freitag nichts in die Luft fliegen werde: Dieser Termin sei nicht einzuhalten. Für den endgültigen Abflug stehe noch kein Terminal zur Verfügung.
Nun wäre gegen einen gepflegten Weltuntergang eigentlich nichts einzuwenden. Zumindest würde das meine Steuererklärung für dieses ablaufende Jahr erheblich verzögern. Da hätte ich mächtig was gespart an Einkommenssteuer. Aber wahrscheinlich geht das ganze Geld dann drauf für den Eintritt in den Hades. Schon die alten Griechen mußten blechen, wenn sie sicher dort landen wollten. Außerdem sind auch Stilfragen zu beachten, wenn der Weltuntergang naht: Was zieht man bei so einem Event eigentlich an? Man will ja nicht mit schlamperten Jeans im Jenseits ankommen, während alle anderen untergangsgerecht im Totenhemde herumgeistern.
Allerdings: Gibt es das Jenseits überhaupt? Und wenn ja, muß ich es am Ende gar mit Merkel, Rösler, Steinbrück & Co. teilen? Mit dem Rösler wohl auf jeden Fall, der ist ja mit seinen Parteileichen schon längst sowas von jenseits, daß ihm ein Weltuntergang mehr oder weniger auch nichts mehr ausmacht. Da die FDP ohnehin nur von Wählern mit nekrophiler Neigung in der Wahlkabine bekreuzigt wird, hätte sie im Jenseits bei der massenhaft verblichenen Klientel wahrscheinlich die absolute Mehrheit. Schließlich müssen die dann alle keine Steuern mehr zahlen. Ein Wahlziel, das die FDP schon immer glaubhaft angestrebt hat.
Da hilft nur noch beten, daß der Herrgott in seiner unendlichen Güte ein entschiedenes Veto einlegen möge, falls irgendwer aus seiner Kundschaft auf einem Leben nach dem Tode bestehen sollte. Sicherlich, das ist das göttliche Wahlversprechen, mit dem besagter Herr seine Gläubigen an die Urne lockt, genauer: in die Urne (zumindest im Fall einer Feuerbestattung), aber mein Gott… ER als Allwissender weiß garantiert auch, was man von solchen Versprechungen zu halten hat.
Wie sprach einst Woody Allen, auch schon leicht marode:
Er glaube gerne an ein ew’ges Leben.
Dagegen spräche nichts. Nur hätt’ er’s eben,
wenn’s irgend ginge, lieber vor dem Tode.
Hier muß ich dem Propheten Widerworte geben.
Das wäre nichts für mich, ein ew’ges Leben.
Ich müßt’ auf ewig und auf immerdar
neu ein Programm mir schreiben jedes Jahr.
Verlängert das Theater, frag’ ich zag,
mir derart langfristig wohl den Vertrag?
Und was hätt’ das für einen Sinn,
denn Sie, mein Publikum, wär’n ja schon lange hin.
Nur noch die Totenköppe grinsen schlapp.
Ich hab es zwar so eilig nicht
mit meiner letzten Show-Einlage irgendwann im Grab,
doch tret’ ich lieber vorher ab,
bevor der Papst mich aus Versehen heilig spricht.
Aber wahrscheinlich mache ich mir diese Gedanken ganz umsonst. Schon morgen wird unsere Kanzlerin stolz verkünden, daß es allein ihrer Regierungsarbeit zu verdanken sei, daß der Weltuntergang zumindest bis zum nächsten Euro-Gipfel verschoben worden sei. Sie jedenfalls werde sich weiterhin strikt weigern, die Mayas als Vollmitglieder in die Europäische Union aufzunehmen. Peer Steinbrück erwidert darauf in staatsmännischer Gelassenheit, daß auch er nach seinem Wahlsieg auf keinen Fall eine Koalition mit den Mayas anstreben würde, unter anderem deshalb, weil sie schon ausgestorben seien. „Und mit Ausgestorbenen gehe ich keine Koalition ein – ganz im Gegensatz zu Ihnen, Frau Bundeskanzlerin.“ Worauf Angela Merkel kühl kontert, daß diese Mayas wahrscheinlich deshalb ausgestorben seien, weil bei ihnen eine rot-grüne Regierung das Sagen gehabt hätte. Auf die Nachfrage, wie sie zu einer solchen Aussage komme, verweist sie auf geheimdienstliche Erkenntnisse. Leider könne sie die entsprechenden Akten des Verfassungsschutzes nicht vorlegen, weil die aus Versehen geschreddert worden seien kurz nachdem man den Mayas auf die Spur gekommen war. Das sei nachweislich vor ihrer Amtszeit geschehen, so daß sie dafür keine Verantwortung trage.
Nun, wie dem auch sei. Fest steht: Mit dieser Regierung kriegen wir noch nicht einmal einen halbwegs passablen Weltuntergang hin. Also werden wir auch in diesem Jahr um Weihnachten nicht herumkommen. Dazu sei Ihnen gewünscht, daß das Fest happy werde und nicht allzu happig. Zwischen den Jahren bin ich jeden Abend bei den „Wühlmäusen“ auf der Bühne; da werde ich den „Wochenschauer“ mal aussetzen. Der nächste erreicht Sie dann im neuen Jahr, falls nicht doch noch irgendeine Apo- oder Eurokalypse dazwischen kommt.
Hier noch einmal mein Jahresschluß-Gedicht, mit dem ich mich vor fünf Jahren vorerst von Ihnen verabschiedete:
Ein neues Jahr steht vor der Tür.
Ich fürchte fast: Es will zu mir.
Ich brülle durch die Türe: „Nein!
Mir kommt kein neues Jahr hier rein!
Das letzte hat mir schon gelangt.
Bin froh, daß es jetzt abgedankt!“
Doch vor der Tür das Jahr bleibt stumm.
Es weiß, ich komm’ um es nicht rum.
Es fällt, da kennen wir uns aus,
uns notfalls mit der Tür ins Haus.
Und plötzlich ist es eingetreten,
kommt einfach rein ganz ungebeten.
Und dennoch wünscht man allgemein
sich zu Sylvester: „Komm gut rein!“
Ich frage mich da irritiert:
Wer wird von wem hier penetriert?
Oder – damit Sie's klar verstehn:
Wer kommt hier letztlich rein in wen?
Und worauf läuft es dann hinaus?
Erst muß man rein, dann wieder raus!
Jahraus, jahrein das selbe Schauspiel:
Eben das alte Rein- und Rausspiel.
Und deshalb soll mein Wunsch nun sein:
Kommse gut raus – und wieder rein!
Nun wäre gegen einen gepflegten Weltuntergang eigentlich nichts einzuwenden. Zumindest würde das meine Steuererklärung für dieses ablaufende Jahr erheblich verzögern. Da hätte ich mächtig was gespart an Einkommenssteuer. Aber wahrscheinlich geht das ganze Geld dann drauf für den Eintritt in den Hades. Schon die alten Griechen mußten blechen, wenn sie sicher dort landen wollten. Außerdem sind auch Stilfragen zu beachten, wenn der Weltuntergang naht: Was zieht man bei so einem Event eigentlich an? Man will ja nicht mit schlamperten Jeans im Jenseits ankommen, während alle anderen untergangsgerecht im Totenhemde herumgeistern.
Allerdings: Gibt es das Jenseits überhaupt? Und wenn ja, muß ich es am Ende gar mit Merkel, Rösler, Steinbrück & Co. teilen? Mit dem Rösler wohl auf jeden Fall, der ist ja mit seinen Parteileichen schon längst sowas von jenseits, daß ihm ein Weltuntergang mehr oder weniger auch nichts mehr ausmacht. Da die FDP ohnehin nur von Wählern mit nekrophiler Neigung in der Wahlkabine bekreuzigt wird, hätte sie im Jenseits bei der massenhaft verblichenen Klientel wahrscheinlich die absolute Mehrheit. Schließlich müssen die dann alle keine Steuern mehr zahlen. Ein Wahlziel, das die FDP schon immer glaubhaft angestrebt hat.
Da hilft nur noch beten, daß der Herrgott in seiner unendlichen Güte ein entschiedenes Veto einlegen möge, falls irgendwer aus seiner Kundschaft auf einem Leben nach dem Tode bestehen sollte. Sicherlich, das ist das göttliche Wahlversprechen, mit dem besagter Herr seine Gläubigen an die Urne lockt, genauer: in die Urne (zumindest im Fall einer Feuerbestattung), aber mein Gott… ER als Allwissender weiß garantiert auch, was man von solchen Versprechungen zu halten hat.
Wie sprach einst Woody Allen, auch schon leicht marode:
Er glaube gerne an ein ew’ges Leben.
Dagegen spräche nichts. Nur hätt’ er’s eben,
wenn’s irgend ginge, lieber vor dem Tode.
Hier muß ich dem Propheten Widerworte geben.
Das wäre nichts für mich, ein ew’ges Leben.
Ich müßt’ auf ewig und auf immerdar
neu ein Programm mir schreiben jedes Jahr.
Verlängert das Theater, frag’ ich zag,
mir derart langfristig wohl den Vertrag?
Und was hätt’ das für einen Sinn,
denn Sie, mein Publikum, wär’n ja schon lange hin.
Nur noch die Totenköppe grinsen schlapp.
Ich hab es zwar so eilig nicht
mit meiner letzten Show-Einlage irgendwann im Grab,
doch tret’ ich lieber vorher ab,
bevor der Papst mich aus Versehen heilig spricht.
Aber wahrscheinlich mache ich mir diese Gedanken ganz umsonst. Schon morgen wird unsere Kanzlerin stolz verkünden, daß es allein ihrer Regierungsarbeit zu verdanken sei, daß der Weltuntergang zumindest bis zum nächsten Euro-Gipfel verschoben worden sei. Sie jedenfalls werde sich weiterhin strikt weigern, die Mayas als Vollmitglieder in die Europäische Union aufzunehmen. Peer Steinbrück erwidert darauf in staatsmännischer Gelassenheit, daß auch er nach seinem Wahlsieg auf keinen Fall eine Koalition mit den Mayas anstreben würde, unter anderem deshalb, weil sie schon ausgestorben seien. „Und mit Ausgestorbenen gehe ich keine Koalition ein – ganz im Gegensatz zu Ihnen, Frau Bundeskanzlerin.“ Worauf Angela Merkel kühl kontert, daß diese Mayas wahrscheinlich deshalb ausgestorben seien, weil bei ihnen eine rot-grüne Regierung das Sagen gehabt hätte. Auf die Nachfrage, wie sie zu einer solchen Aussage komme, verweist sie auf geheimdienstliche Erkenntnisse. Leider könne sie die entsprechenden Akten des Verfassungsschutzes nicht vorlegen, weil die aus Versehen geschreddert worden seien kurz nachdem man den Mayas auf die Spur gekommen war. Das sei nachweislich vor ihrer Amtszeit geschehen, so daß sie dafür keine Verantwortung trage.
Nun, wie dem auch sei. Fest steht: Mit dieser Regierung kriegen wir noch nicht einmal einen halbwegs passablen Weltuntergang hin. Also werden wir auch in diesem Jahr um Weihnachten nicht herumkommen. Dazu sei Ihnen gewünscht, daß das Fest happy werde und nicht allzu happig. Zwischen den Jahren bin ich jeden Abend bei den „Wühlmäusen“ auf der Bühne; da werde ich den „Wochenschauer“ mal aussetzen. Der nächste erreicht Sie dann im neuen Jahr, falls nicht doch noch irgendeine Apo- oder Eurokalypse dazwischen kommt.
Hier noch einmal mein Jahresschluß-Gedicht, mit dem ich mich vor fünf Jahren vorerst von Ihnen verabschiedete:
Ein neues Jahr steht vor der Tür.
Ich fürchte fast: Es will zu mir.
Ich brülle durch die Türe: „Nein!
Mir kommt kein neues Jahr hier rein!
Das letzte hat mir schon gelangt.
Bin froh, daß es jetzt abgedankt!“
Doch vor der Tür das Jahr bleibt stumm.
Es weiß, ich komm’ um es nicht rum.
Es fällt, da kennen wir uns aus,
uns notfalls mit der Tür ins Haus.
Und plötzlich ist es eingetreten,
kommt einfach rein ganz ungebeten.
Und dennoch wünscht man allgemein
sich zu Sylvester: „Komm gut rein!“
Ich frage mich da irritiert:
Wer wird von wem hier penetriert?
Oder – damit Sie's klar verstehn:
Wer kommt hier letztlich rein in wen?
Und worauf läuft es dann hinaus?
Erst muß man rein, dann wieder raus!
Jahraus, jahrein das selbe Schauspiel:
Eben das alte Rein- und Rausspiel.
Und deshalb soll mein Wunsch nun sein:
Kommse gut raus – und wieder rein!