Maggie und Angie –
ein bißchen zuviel Frauenquote
Manchmal komme ich schwer ins dubiose Grübeln, ob die Einführung einer Frauenquote in Führungsetagen wirklich eine gute Idee ist. Die SPD setzt sich ja plötzlich vehement dafür ein, obwohl es ihr bei der Bundestagswahl weniger ums Einsetzen geht als um das Absetzen, eben weil eine Frau aus der Führungsetage endlich abgesetzt werden soll. Wohlgemerkt: abgesetzt, nicht etwa beigesetzt. Apropos: In den nächsten Tagen werden wir noch viel von den Beisetzungsfeierlichkeiten hören, wobei es allerdings um die verblichene Frauenpower im fernen Britannien geht. Spaltenlang wurde in unseren Gazetten der zweifelhafte Nachruhm einer verblichenen Regierungschefin verbreitet. Immerhin war sie die erste Frau an der Spitze einer westlichen Regierung. Gelegentlich liest man auch vergleichende Betrachtungen, die die deutsche Kanzlerin als „gelehrige Schülerin Thatchers in Sachen marktkonforme Demokratie“ mit Einser-Noten bedenken (so Spiegel-online).
Nun, gewisse Unterschiede bestehen da schon. Margaret Thatcher zum Beispiel ist tot, während Angela Merkel wohl noch lebt. Zumindest vermute ich das, obwohl sie nicht gerade lebendig wirkt, wenn sie im Bundestag mit leichenstarrer Monotonie die Existenz ihres Gruselkabinetts zu regierungserklären versucht. Ihre dahin geleierte Rhetorik, mit der sie Freund wie Feind gnadenlos in den Dämmerzustand des Wachkomas versetzt, hat den belebenden Sound des Sermons bei einer letzten Ölung.
Einerseits ist auch sie auf dem europäischen Kontinent als „Eiserne Lady“ gefürchtet, andererseits ist ihre Metallverarbeitung meist reines Blech, das sie in ausgestanzten Floskeln monoton herunterwalzt. Und das ist nun wahrlich nicht das Eisen, aus dem eine „Iron Lady“ geschmiedet wird. So knochenhart sie sich auch gibt, läßt sie sich doch immer wieder erweichen – und zwar von sich selber. Wenn es um die Absicherung ihrer Macht geht, kippt sie von einem Tag zum anderen jeden ihrer alternativlosen Beschlüsse. Ihre politische Biographie müßte den Titel tragen: „Die Chamäleon-Dame“.
Und das konnte man bei aller üblen Nachrede von Frau Thatcher nicht behaupten. Die war schon lange vor ihrem Ableben von brutaler Konsequenz, wenn es um das Staatsbegräbnis ging. Sie trug den Staat zu Grabe, wo immer es ging. Die Tochter eines kleinen Krämers privatisierte die Staatsgeschäfte auf Thatcher-komm-raus. Ihr eigenes Begräbnis am kommenden Mittwoch wird den Staat allerdings runde 10 Millionen Euro kosten, wie der „Guardian“ errechnet hat. Yuppies und Bänker müßten eigentlich die Trauerfeier bezahlen, forderte der „Daily Mirror“. Wahrscheinlich wäre das auch eher im Sinne der früheren Premierministerin gewesen. Denn auch das Sterben ist schließlich eine reine Privatsache. Und was Privatisierungen anging, war sie nun mal hart wir Kruppstahl.
Obwohl ihr diese letzte Metapher doch etwas zu deutsch gewesen wäre. Da hatte sie ohnehin ihre schweren Vorbehalte. In einer Gesprächsrunde mit englischen und amerikanischen Historikern meinte sie kurz nach der Wende, die Deutschen neigten dazu, „aggressiv und herrschsüchtig“ zu sein – gleichzeitig seien sie „voller Minderwertigkeitskomplexe“, „sentimental“, „darauf aus, geliebt zu werden“. Man konnte sie also nicht gerade germanophil nennen. Auch das unterscheidet Maggie Thatcher von Angie Merkel.
Die britische Lady gönnte den Deutschen einfach nicht die europäische Vorherrschaft. Im Herbst 1995 erklärte sie auf einem internen Symposium: „Manche Leute sagen, man müsse Deutschland in Europa verankern, um zu verhindern, daß die Charakterzüge (seine Übermacht zeigen zu wollen) wieder in den Vordergrund treten. Man hat aber Deutschland nicht in Europa verankert, sondern Europa an ein erneut vorherrschendes Deutschland gekettet. Deshalb nenne ich es ein deutsches Europa.“
Traun fürwahr (oder auch – Yes, indeed!): Eine britische Kassandra, die die imperiale Zukunft der vereinten Germanen klar voraussah. Und das, obwohl sie damals noch nicht ahnen konnte, daß eine Queen Angela die Vorherrscherin sein würde in diesem German Empire of Europe.
Und in beiden Fällen, egal ob Maggie oder Angie, steht meine Meinung fest: Das war und ist einfach zuviel Frauenpower! Vielleicht sollte man die Sache mit der Frauenquote auf der Führungsebene noch einmal überdenken.
Am Freitag, 12. April 2013, um 19.30 Uhr auf der Uckermärkische Bühne in Schwedt.
Am Sonnabend, 13. April 2013, um 20.00 Uhr im TAK – Theater am Küchengarten in Hannover.
Am Sonntag, 14. April 2013, um 20.00 Uhr in Frankfurt/Oder.
Am Sonntag, 28. April 2013, um 19.00 Uhr im Kabarett-Theater DISTEL in Berlin.