Ein Pleite-Peer,
ein verfolgter Obama,
ein geflutetes Schloß
Nr. 584 – vom 14. Juni 2013
Steinbrück hat einen neuen Pressesprecher. Rolf Kleine heißt der. Seine Qualifikation: Er ist ein Mann von „Bild“ und somit ein ausgebuffter Meinungsmacher. Man kennt das inzwischen: Da macht sich die Springer-Elite eine Meinung und die wird dann tagtäglich ins Blatt gedonnert, um die Meinung unters Volk zu bringen. Und irgendwann macht man eine Meinungsumfrage, um zu sehen, wer schon alles die Meinung hat. Das las sich im Falle Griechenlands etwa so: „Verkauft doch eure Inseln, ihr Pleite-Griechen!“ Oder: „Ihr griecht nix von uns!“ Oder: „Jeder Euro ist zu schade!“ Meinungsführer in dieser Kampagne war besagter Herr Kleinert. Solche ausgeschriebenen Unsäglichkeiten waren auch dem Bundestagspräsident Lammert etwas peinlich, weshalb er in einem Brief an seinen griechischen Amtskollegen schrieb, daß „mancher hämische Kommentar in deutschen Medien“ wohl besser unterblieben wäre. Daraufhin Kleine in „Bild“: „Warum müssen wir uns bei den Pleite-Griechen entschuldigen?“
Dieser Schreibtischtäter in Sachen publizistischer Volksaufhetzung, der seinerzeit auch seinem Gesinnungsgenossen Sarrazin gegen den SPD-Chef Gabriel kommentierend beistand, ist nun also das Sprachrohr eines sozialdemokratischen Kanzler-Aspiranten. Es ist wahrlich ein Kreuz, das diese Partei mit ihrem Kandidaten zu tragen hat. Ich wage allerdings zu bezweifeln, ob viele „Bild“-Leser dieses Kreuz auf ihrem Wahlzettel bei der SPD machen werden. Schließlich ist Steinbrück inzwischen selbst vorsichtig auf Distanz zu Merkels Spar-Diktat gegangen und damit in die Nähe der „Pleite-Griechen“ gerückt. Das wird den Kleine-Kollegen bei „Bild“ nicht entgangen sein. Tscha, Pech für den Pleite-Peer.
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„Ist er ein Berliner?“ fragt „Zeit-online“ besorgt, bevor Obama am kommenden Dienstag anrückt. Wir wollen für ihn hoffen, daß er sich nicht dazu hinreißen läßt, sich als heimlicher Berliner Aborigine zu outen. Der letzte amerikanische Präsident, der das leichtsinnigerweise tat, wurde kurz darauf konsequenterweise erschossen. Die hauptstädtischen Massen erwarten Obama jedenfalls. Viele haben ja seine frühere Show vor Jahren an der Siegessäule verpaßt und wollen ihn nun möglichst live vorm Brandenburger Tor erleben. Und auch Obama wird einigermaßen gespannt sein, all jene einmal persönlich kennenzulernen, die er ansonsten nur aus deren e-Mail-Verkehr kennt. Schließlich hat sein militärischer US-Nachrichtendienst NSA ihn reichlich mit deren Privatpost versorgt.
Aber vielleicht kommt es gar nicht zu einem solchen Treffen. Möglicherweise plant die Bundesregierung, Obama gleich nach seiner Ankunft zu verhaften. Von Rechts wegen müßte sie das ohnehin tun. Nach Paragraph 201 des Strafgesetzbuches ist die Exekutive verpflichtet, die Bürger vor jeglicher Ausforschung ihrer Privatsphäre zu schützen, sofern kein deutsches Gericht dazu eine Ausnahmegenehmigung erteilt hat.
Und es hat den Anschein, als wollten die deutschen Behörden an Obama ein entsprechendes Exempel statuieren. Die Vorbereitungen jedenfalls deuten darauf hin. Für den Fall, daß es dem Delinquenten gelingen sollte, sich der Festnahme zu entziehen, wahrscheinlich nach einem wüsten Feuergefecht seiner Bodyguards mit der Berliner Polizei... für diesen Fall also sollen ihm alle Fluchtwege versperrt werden. Damit er nicht abtauchen kann, wurden alle Gullis in der Stadt zugeschweißt und die Spree wird laufend von Kampftauchern observiert.
Es sieht also nicht gut aus für Obama. Das Strafgesetzbuch droht ihm bis zu drei Jahren Gefängnis an. Immerhin bliebe ihm ein Trost: Er muß die Strafe nicht in Guantanamo absitzen.
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Immerhin gibt es auch Amerikaner, die sich in der deutschen Hauptstadt erfolgreich durchgesetzt haben. So hat in dieser Woche Walt Disney in Berlin endgültig gesiegt, wenn auch posthum. Wäre er noch am Leben, hätten er und seine Berliner Getreuen gewiß eine Rekonstruktion des Schlosses Neuschwanstein in der Berliner Mitte durchgesetzt. So aber langt es nur zum architektonischen Memorial des alten imperialen Hohenzollern-Palastes. Der Baubeginn des Schlosses wurde nun offiziell behämmert. Für sowas haben wir schließlich den Gauck, unseren Bürger-King – Joachim, den Ersten und Einzigen. Der Regierende Borgemeister stand auch an der Baugrube, um ein neues Millionenloch zu besichtigen. Er versicherte aber, daß dieser Bau garantiert in keiner Einflugschneise liegen würde. Nur aus diesem Grund habe er das Flughafen-Projekt erfolgreich ausgebremst.
Umfrage-erkundet geht den meisten Berlinern die Neu-Motzerei mit alten Protz-Fassaden an der eigenen Hinterfront vorbei. Zu größerem Protest reicht es nicht. Schließlich hat man schon gegen den Altbau vergeblich demonstriert. Der Bauherr geißelte damals den „Berliner Unwillen“, wie er es nannte. Übrigens wehrten sich die Bürger, die ihre städtische Autonomie bedroht sagen, damals mit einer Flut. Sie öffneten die Schleusentore der Spree und setzten den Bauplatz unter Wasser. Allerdings ist damals die Bundeskanzlerin nicht in Gummistiefeln von den Fernsehkameras gesichtet worden. Was vielleicht auch daran liegt, daß es im 15. Jahrhundert noch keine Fernsehkameras gab. Vielleicht auch keine Bundeskanzlerin Merkel, obwohl ihre Regierungszeit, zumindest gefühlt, die Jahrhunderte längst überdauert.
Dieser Schreibtischtäter in Sachen publizistischer Volksaufhetzung, der seinerzeit auch seinem Gesinnungsgenossen Sarrazin gegen den SPD-Chef Gabriel kommentierend beistand, ist nun also das Sprachrohr eines sozialdemokratischen Kanzler-Aspiranten. Es ist wahrlich ein Kreuz, das diese Partei mit ihrem Kandidaten zu tragen hat. Ich wage allerdings zu bezweifeln, ob viele „Bild“-Leser dieses Kreuz auf ihrem Wahlzettel bei der SPD machen werden. Schließlich ist Steinbrück inzwischen selbst vorsichtig auf Distanz zu Merkels Spar-Diktat gegangen und damit in die Nähe der „Pleite-Griechen“ gerückt. Das wird den Kleine-Kollegen bei „Bild“ nicht entgangen sein. Tscha, Pech für den Pleite-Peer.
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„Ist er ein Berliner?“ fragt „Zeit-online“ besorgt, bevor Obama am kommenden Dienstag anrückt. Wir wollen für ihn hoffen, daß er sich nicht dazu hinreißen läßt, sich als heimlicher Berliner Aborigine zu outen. Der letzte amerikanische Präsident, der das leichtsinnigerweise tat, wurde kurz darauf konsequenterweise erschossen. Die hauptstädtischen Massen erwarten Obama jedenfalls. Viele haben ja seine frühere Show vor Jahren an der Siegessäule verpaßt und wollen ihn nun möglichst live vorm Brandenburger Tor erleben. Und auch Obama wird einigermaßen gespannt sein, all jene einmal persönlich kennenzulernen, die er ansonsten nur aus deren e-Mail-Verkehr kennt. Schließlich hat sein militärischer US-Nachrichtendienst NSA ihn reichlich mit deren Privatpost versorgt.
Aber vielleicht kommt es gar nicht zu einem solchen Treffen. Möglicherweise plant die Bundesregierung, Obama gleich nach seiner Ankunft zu verhaften. Von Rechts wegen müßte sie das ohnehin tun. Nach Paragraph 201 des Strafgesetzbuches ist die Exekutive verpflichtet, die Bürger vor jeglicher Ausforschung ihrer Privatsphäre zu schützen, sofern kein deutsches Gericht dazu eine Ausnahmegenehmigung erteilt hat.
Und es hat den Anschein, als wollten die deutschen Behörden an Obama ein entsprechendes Exempel statuieren. Die Vorbereitungen jedenfalls deuten darauf hin. Für den Fall, daß es dem Delinquenten gelingen sollte, sich der Festnahme zu entziehen, wahrscheinlich nach einem wüsten Feuergefecht seiner Bodyguards mit der Berliner Polizei... für diesen Fall also sollen ihm alle Fluchtwege versperrt werden. Damit er nicht abtauchen kann, wurden alle Gullis in der Stadt zugeschweißt und die Spree wird laufend von Kampftauchern observiert.
Es sieht also nicht gut aus für Obama. Das Strafgesetzbuch droht ihm bis zu drei Jahren Gefängnis an. Immerhin bliebe ihm ein Trost: Er muß die Strafe nicht in Guantanamo absitzen.
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Immerhin gibt es auch Amerikaner, die sich in der deutschen Hauptstadt erfolgreich durchgesetzt haben. So hat in dieser Woche Walt Disney in Berlin endgültig gesiegt, wenn auch posthum. Wäre er noch am Leben, hätten er und seine Berliner Getreuen gewiß eine Rekonstruktion des Schlosses Neuschwanstein in der Berliner Mitte durchgesetzt. So aber langt es nur zum architektonischen Memorial des alten imperialen Hohenzollern-Palastes. Der Baubeginn des Schlosses wurde nun offiziell behämmert. Für sowas haben wir schließlich den Gauck, unseren Bürger-King – Joachim, den Ersten und Einzigen. Der Regierende Borgemeister stand auch an der Baugrube, um ein neues Millionenloch zu besichtigen. Er versicherte aber, daß dieser Bau garantiert in keiner Einflugschneise liegen würde. Nur aus diesem Grund habe er das Flughafen-Projekt erfolgreich ausgebremst.
Umfrage-erkundet geht den meisten Berlinern die Neu-Motzerei mit alten Protz-Fassaden an der eigenen Hinterfront vorbei. Zu größerem Protest reicht es nicht. Schließlich hat man schon gegen den Altbau vergeblich demonstriert. Der Bauherr geißelte damals den „Berliner Unwillen“, wie er es nannte. Übrigens wehrten sich die Bürger, die ihre städtische Autonomie bedroht sagen, damals mit einer Flut. Sie öffneten die Schleusentore der Spree und setzten den Bauplatz unter Wasser. Allerdings ist damals die Bundeskanzlerin nicht in Gummistiefeln von den Fernsehkameras gesichtet worden. Was vielleicht auch daran liegt, daß es im 15. Jahrhundert noch keine Fernsehkameras gab. Vielleicht auch keine Bundeskanzlerin Merkel, obwohl ihre Regierungszeit, zumindest gefühlt, die Jahrhunderte längst überdauert.