Bekenntnisse

Dieter Hildebrandt

kommentiert die Lage der SPD

Nr. 595 – vom 22. November 2013
Die SPD-Spitze bangt schlotternd der Stunde der Wahrheit entgegen. Anfang Dezember soll die Basis das Urteil fällen. Der Film, der da augenblicklich für die SPD abläuft, könnte den Titel tragen: „Denn sie müssen nicht, was sie tun.“ Das war jetzt allerdings eine geklaute Pointe. Das war nämlich der Titel eines Programms der Münchner Lach- und Schießgesellschaft aus dem Jahr 1956. Mit diesem Programm machte sich ein damals noch unbekannter Kabarettist plötzlich deutschlandweit einen großen Namen. Dieter Hildebrandt. Der hat Zeit seines Lebens an der SPD gelitten. Diese Zeit ist nun vorbei. Sein Tod sei eine erstaunliche Sache, meint der Kollege Josef Hader, denn von allen Kabarettisten sei Hildebrandt immer der Jüngste gewesen. „Jetzt ist der Jüngste weg. Und wir anderen stehen da und sehen ziemlich alt aus.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.


Die Grünen
auf der Lauer


Die Grünen sind mal wieder ganz offen. Und zwar für weitere  Sondierungen mit der CDU – falls es mit der schwarzroten Koalition wider Erwarten nicht klappen sollte. Der frisch gekürte Grünen-Fraktionschef machte in dieser Woche deutlich, dass seine Partei das neue Zünglein an der Waage sei. Das war bislang stets die Service-Leistung der neoliberalen Leckermäulchen von den Wir-sind-so-frei-Demokraten. Die waren ja ständig mit ihren Zünglein am Schlabbern und Schlecken. Deshalb: FDP – Fellatio Dezenter Puff.

Zwar ist dieses Bordell inzwischen geschlossen, doch die Grünen stehen offenbar als Nachfolge-Partei bereit, auch wenn noch nicht alle Mitglieder auf dieser Linie sind. Wobei es sich möglicherweise weniger um eine Linie handelt, sondern um den Strich.

Anton Hofreiter heißt der neue grüne Hoffnungsträger. Er soll für die darbenden Grünen den lange vermissten Messias spielen. Immerhin trägt er schon den passenden Look, wie er in Oberammergau Mode ist, wenn man bei den Passionsfestspielen ans Kreuz genagelt werden will. Doch seine Rolle ist vorerst nicht die des christlichen Opferlamms, sondern die des neuen Leithammels.

Deshalb wäre er zur Not auch bereit, seine Schäfchen auf die fetten Weiden der christlichen Union zu treiben. Und wie ich die grünen Schäfchen kenne, würden die meisten auch brav folgen. Zwar gibt es unter ihnen immer noch einige Schafe, die in der Wolle leicht rosa gefärbt sind. Die würden dann leicht bockig vor sich hin blöken, doch auch die könnten sich dem Herdentrieb kaum widersetzen.

Wenn ihnen die gute Hirtin Angela ein Schäferstündchen verspricht, würden die meisten Schafsköpfe ihrem Leithammel folgen wie die total Belämmerten, denn es steht geschrieben: „Selig sind, die da geistig arm sind, denn ihrer ist das Hammelreich.“


Vorsicht!
Der doppelte Türke kommt


Es kracht und knirscht bei den Heiratsvermittlern, die die schwarzrote Ehe unter Dach und Fach bringen sollen. Die SPD hat die doppelte Staatsbürgerschaft ohne Einschränkungen zur Vorbedingung gemacht. Der CSU-Wüterich Friedrich stänkert immer wilder dagegen an.

Das erinnert mich an jene Hessenwahl im letzten Jahrhundert, als sich das schreibwillige Volk um die CDU-Stände scharte: „Wo kann man hier gegen die Ausländer unterschreiben?“ Das Zündel-Thema hieß auch damals „doppelte Staatsbürgerschaft“. Ein einflussreicher Vorderbänkler im Bundestag, ein gewisser Helmut Kohl, hatte in seiner unnachahmlich präzisen und doch bildhaften Sprache die wahren Deutschen noch einmal ausdrücklich gewarnt: In dem Moment, da man den bei uns lebenden Türken eine zweite Staatsbürgerschaft zuerkennt, so sprach er, „wird sich die Zahl der Türken in Deutschland schlagartig verdoppeln“.

Tscha, so ist er, der Türke: Kaum gibt man ihm einen zweiten Paß.... Rrrrrummms! Schon hat er sich verdoppelt. Der Türke als solcher ist nun mal ausgesprochen verdoppelungsfreudig. Seit die doppelte Staatsbürgerschaft eingeführt wurde (zumindest bis zum 23. Lebensjahr), ist dieses deutsche Volk eigentlich nur noch ein sogenanntes. Es gibt ja kaum noch echte Deutsche. Die meisten sind gefälscht, und zwar zweifach getürkt.

Dem muß endlich Einhalt geboten werden. Deshalb hat sich Friedrich an die Spitze eines neuen anti-türkischen Kreuzzugs gestellt. Als ministeriellen Berater hat er dafür den alten Kaiser Barbarossa engagiert. Den habe ich schon früher gerne zitiert, als es um dieses Thema ging. Und weil’s so schön schaurig war, wiederhole ich mich gerne. Der Rotbärtige hatte als Kreuzzügler nämlich probate Lösungen, wie man das Türken-Problem schlagartig erledigt. Ludwig Uhland hat darüber sogar ein urdeutsches Schulbuch-Gedicht geschrieben – das Lied vom „Kaiser Rotbart lobesam“.

Uhland schildert, wie dieser lobesame Rotbart mit seinen deutschen Mannen, dem „heiligen Heer“, unterwegs ist durch unwegsame Gegenden:

„Daselbst erhob sich große Not.
Viel Steine gab’s und wenig Brot.“


Muß sich wohl um die neuen Bundesländer gehandelt haben. Plötzlich jedenfalls kommt ihm da Haufen Ossis in die Quere, wobei es sich in diesem Falle um Alt-Ossis handelte, also um Osmanen.

Kaiser Rotbart lobesam ist sofort klar: Diese Türken sind unser Unglück! Also ergreift er sein Schwert und zieht es dem Anführer über den Scheitel. Bei Ludwig Uhland werden daraus die schönsten, in ihrer lyrischen Zartheit wohl einfühlsamsten Zeilen der deutschen Dichtkunst:

„Zur Rechten sah man wie zur Linken
einen halben Türken herniedersinken.“


Seither sind die Türken in ihrer Haltung gegenüber dem Deutschen ziemlich gespalten.
Und Minister Friedrich leitet daraus die nationale Frage ab, die er dem deutschen Volke stellt: Wollen wir weiter tatenlos zusehen, wie sich der Türke hemmungslos verdoppelt – oder machen wir endlich mit ihm halbe-halbe?


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PS: Wenn Sie mich nicht nur lesen, sondern mich auch erleben möchten, und zwar mit meinem neuen Programm "Macht!Menschen", dann empfehle ich folgende Termine:
Freitag, 22. November, in der Gesamtschule Schlebusch in Leverkusen.
Sonntag, 24. November, in den Wühlmäusen in Berlin.
Mehr Informationen gibt es in meinem Tourneeplan: http://www.martin-buchholz.de/tourneeplan.php