Bekenntnisse

Und noch eine
Weihnachtsgeschichte

Nr. 599 – vom 10. Dezember 2013
Ich wollte nur mal schüchtern daran erinnern: Weihnachten steht vor der Tür. Und ich fürchte, es wird da nicht stehen bleiben. Höchste Zeit also, um auf meine Bestell-Seite (http://www.martin-buchholz.de/buecher_cd_dvd.php) zu klicken, wo Sie all das von mir finden, was man sich echt schenken kann. Und wenn Sie Ihre kerzenumflackerte Verwandtschaft so richtig hochschrecken wollen aus der weihnachtlich-pyromanischen Besinnlichkeit, dann empfehle ich Ihnen meinen Weihnachtsschocker aus dem letzten Buch „Geh!Denken  – Geh!Dichte“. Hier sei er noch einmal in leicht gekürzter Variante dargeboten:


I.

Es begab sich aber zu der Zeit,
da alle Jahre wieder wir beschwätzet werden,
dass ein Gebot ausging an alle Christenheit
von dem Allmächtigen, der Mammon heißt –
oh ja, sein Name sei geheiligt –,
auf dass ein jeglicher mit manchem Schein
sich an der Weihnachtsmarktwirtschaft beteiligt.

So höret, was er spricht, der scheinheil’ge Geist:
„Fürchtet Euch nicht! Entsorgt Euch. Strömt zuhauf in Herden!
Auf dass die Kassen wohl gefüllet werden!
Denn dies ist das Gebot: Umsatz auf Erden!
Die Weihnachtsbotschaft lautet drum:
Nun gehet hin und setzet um!“

II.

Und schließlich, wenn die letzte Knete durchgebracht,
und nichts mehr hilft, schon gar nicht Beten! –
ist sie auf einmal da, die stille, graul’ge Nacht,
wenn wir als gläub’ge Kosumenten,
gebenedeit mit kreditierten Sakramenten
hin vor die übervolle Krippe treten.

Und ist die Nacht auch noch so still und graulig,
wird’s uns doch ums Gemüte warm und traulich.
Und leise rieselt dann der Kalk
in der nostalgisch ausgeschmückten Oberstube,
nach drei vier Gläsern vom verpunschten Alk
drückt’s  manchem schwer dann auf die Tränentube
derweil besinnlich tropft der Talg
vom weihnachtlichen Kerzen-Dochte...

III.

...was wäre wohl, wenn es da plötzlich pochte
an unsrer Pforte, die europaweit verrammelt.
Davor ein Paar, das von „Asyl“ was stammelt.
Und bei sich haben sie natürlich noch ein Balg.
Als Kopfbedeckung schwebt über den drei’n
Ein blitzeblanker Heil’genschein.

Und auch der Grenzbeamte sieht’s. Gleich ist ihm klar:
Scheinasylanten offenbar.
„Ha“, ruft er, „ich durchschau euren Betrug.
Von solchem Dreckspack hat man hier genug.“

Der Mann, der angibt, daß man ihn den Josef heiße,
mit sanfter Stimme widerspricht:
„O nein, ein Dreckspack sind wir nicht.
Wir sind hygienisch rein, wie es nur wen‘ge sind.“
Sein Weib Maria, selbst wenn sie gebärend kreiße,
sei immer völlig fleckenfrei und niemals reiße
ihr je ein Häutchen ein, weil sie so keusch gesinnt.
Und auch das Knäblein nie und nimmer scheiße.
Reinlich in Windeln läg‘ das himmlisch’ Kind.

Maria denkt bei sich: Der arme Josef spinnt.
Doch rechne ich auf seine Glaubensmacke.
Solang er mir das glaubt mit diesem himmlisch’ Kind,
soll ihn nicht kümmern dessen irdisch’ Kacke.

IV.

Nun hört ein Grenzbeamter ja die wahnwitzigsten Märchen,
Er grinst: „Ich seh’s. Ihr seid ein sauberes Pärchen.“
Dann werden beide erst einmal vernommen
nicht etwa, wie zum Kinde sie gekommen.
Nein, warum sei’n Sie nicht in ihrem Heimatstall geblieben?
Was habe in das christliche Europa sie getrieben?

Josef erklärt: „Wir sind lang auf der Flucht.
In ganz Nahost man nach dem Kinde sucht.
Ein Killer stellt ihm nach namens Herodes.
Der Knabe wäre dort des Todes.“
Und auch Maria fleht: „So habt  Erbarmen!
Seht ihr das Jesuskind nicht hier in meinen Armen?“

Der Grenzmensch denkt sich: Das riecht nach Skandal.
Erfährt das irgend so ein Schmierfink hintenrum
veröffentlicht der das glatt in irgendeinem Evangelium.
Und also spricht er amtlich ganz formal:
„Sie fühlen sich verfolgt? Dann haben Sie bis morgen
dafür den Nachweis zu besorgen.
Ich brauche vom Herodes schwarz auf weiß
ein klares schriftliches Todesgeheiß.
Und bis dahin seien Sie unser Gast.
Willkommen im deutschen Abschiebeknast.“

V.

Der Josef, gesegnet mit Maria und Gör,
verlangte verzweifelt religiöses Gehör.
Da kichern alle Rauschegoldengel:
Was für’n Gewese um ‘nen jüdischen Bengel!
Ein nahöstliches Balg, was hätt’ es zu suchen
zwischen Zuckerwatte und Weihnachts-Lebkuchen.
Es hat Hausverbot auf jedem Christkindlmarkt!
Bis zu Ostern gehört es strikt eingesargt!

So gibt man dem Christkind ganz christlich den Rest.
Was wollt’ ich noch sagen? Ach ja:
Frohes Fest!


+++


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Sonntag, 15. und 22. Dezember, bei den Wühlmäusen in Berlin.
Und ab dem 25. Dezember bis Silvester jeden Tag um 20 Uhr im gleichen Theater!
Mehr Informationen gibt es in meinem Tourneeplan.