Karneval in Berlin:
Zum Weinen!
Nr. 611 – vom 4. März 2014
Nun ist sie also wieder hereingebrochen, besonders über die westlichen Gefilde dieser Republik: die verheerende Volksseuche Karneval (siehe auch Wochenschauer vom 2. März 2000). Glücklicherweise bin ich als Berliner dagegen immun. Obwohl auch in dieser Stadt westliche Emigranten leben, die immer wieder versuchen, die Epidemie hier zu verbreiten. Ja, ich rede von den Bonner Heimatvertriebenen, die seit über 20 Jahren ihr karges politisches Dasein fristen müssen in der alten und neuen Mir-reicht’s-Hauptstadt.
Gestrandet an den kargen Ufern der Spree, hofften sie auf die Toleranz einer Berliner Republik, die es ihnen gestatten würde, ihre Identität als ethnische Minderheit wahren zu können. Zum Selbst-Verständnis dieser Exilierten gehören nämlich seltsame archaische Kulthandlungen, die die Eingeborenen der rheinischen Tiefebene seit Jahrhunderten pflegen. Man bezeichnet diese barbarischen Riten in nachsichtiger Untertreibung meist als „närrisches Treiben“. In anderen halbwegs zivilisierten Gegenden der Republik nimmt man diese Rituale immer wieder mit fasziniertem Schauder zur Kenntnis. Für die völkerkundlich Interessierten gibt es deshalb auch von solchen rituellen Veranstaltungen ausführliche Fernseh-Übertragungen, die stets von neuem lähmendes Entsetzen in den rest-deutschen Wohnstuben auslösen.
Da wird man dann Zeuge eines kollektiven Ausbruchs von organisierter Debilität, der berüchtigten „dementia carnevalensis tremens“. Bei dieser Abart des Rinderwahnsinns verlieren die Debilen, in der medizinischen Fachwelt auch „Jecken“ genannt, alle natürlichen Hemmungen und regredieren hemmungslos ins affigste Verhalten. Wer von dieser Epidemie befallen wird, der verliert sofort den Gleichgewichtssinn und schwankt und schaukelt auch beim Sitzen nur noch hilflos hin und her, weshalb er sich haltsuchend bei seinen Neben-Jecken einhakt, was allerdings nur dazu führt, dass die Schwankungen sich massieren: Dieses typische Symptom der Massen-Psychose nennen die Experten „Schunkeln“. Auch die Artikulationsfähigkeit ist dabei total zerstört. Die meisten sind nur noch in der Lage, sinnlose Silben vor sich hin zu lallen – wie etwa „Alaaf“ oder „Helau“ oder ähnliche kleinkindliche Unsinnigkeiten. Dabei werden sie von krampfhaften Anfällen des irrsten Gelächters geschüttelt. Diese Lach-Konvulsionen werden von kurzen Pausen unterbrochen, in denen Unmengen von berauschenden Getränken in die heisergelallten Kehlen geschüttet werden. Um es mit den Worten des bekannten Psychologen Georg Schramm zu sagen: „Karneval ist ein grauenhaftes Beispiel dafür, was Alkohol aus einem Katholiken machen kann.“
Wie gesagt, vor über zwei Jahrzehnten wurden etliche rheinische Aborigines, Ur-Wessis aus dem geographischen Westdeutschland, zwangsweise umgesiedelt in die preußische Fremde. Natürlich wollten sie auch hier am Rosenmontag ihren freien Tag haben, wie es früher im Bonner Bundestag und bei den Bundesbehörden gang und gäbe war. Doch ein gnadenloser Parlamentspräsident schmetterte damals dieses Begehren rigoros ab. Thierse hieß dieser Tyrann: Ein Ossi, der sich selbst die sanfte Sandmännchen-Maske heruntergerissen hatte, so dass sein wahres Gesicht zum Vorschein kam – die entmenschte Visage eines tyrannischen Wessi-Schinders.
Auch am höchsten katholischen Feiertag des Rheinlandes müssen seither die Exil-Jecken in der Diaspora zum Dienst erscheinen. Gegen den katholischen Bazillus wurde das alte protestantische Hausmittel verordnet: Ora et labora! Oder auf thiersisch: Ar-beete!
Und so verlegten die Geschundenen den Rosenmontag auf den Sonntag davor: Seit 2001 gab es auch in Berlin demonstrative Zusammenrottungen der närrischen Art. Die arteten alljährlich in einen Karnevalsumzug aus, wo man auf jeckisch herausgeputzten Lastern seinen Lastern frönte. Dabei bewarf man die ratlos zuschauenden Berliner am Strassenrand mit allerhand harten Süßzeug – übrigens ohne dass die Polizei eingriff. Mit diesen Chaoten übte man Nachsicht.
Doch nun – im Jahre 2014 – kommt der Karneval an der Spree nicht mehr zum Zuge. Die hiesigen Behörden haben mit allerhand Auflagen die Herumzieherei zu verhindern gewusst. Die inoffizielle Begründung für die amtlichen Schikanen lautet: Immer wieder sei es in den letzten Jahren zu schweren bleibenden Behinderungen gekommen bei dem Versuch, rheinisches Jeckentum mit dem unterkühlt ironischen Witz der Berliner zu vereinen. Diese brutale Zwangsvereinigung sei derart trübsinnig gewesen, dass hinterher immer wieder Rheinländer mit Weinkrämpfen zusammenbrachen und fortan lebenslang schwer depressiv waren.
Haben wir Mitleid mit ihnen. Mehr bleibt da nicht zu sagen.
Deshalb Tusch! Und Tärä-tära-tärä!
PS. Am Samstag bin ich beim „TAK“ in Hannover auf der Bühne; am Sonntag in der „Distel“ in Berlin.
Näheres unter „Tourneeplan“ auf meiner Web-Seite www.martin-buchholz.de
Gestrandet an den kargen Ufern der Spree, hofften sie auf die Toleranz einer Berliner Republik, die es ihnen gestatten würde, ihre Identität als ethnische Minderheit wahren zu können. Zum Selbst-Verständnis dieser Exilierten gehören nämlich seltsame archaische Kulthandlungen, die die Eingeborenen der rheinischen Tiefebene seit Jahrhunderten pflegen. Man bezeichnet diese barbarischen Riten in nachsichtiger Untertreibung meist als „närrisches Treiben“. In anderen halbwegs zivilisierten Gegenden der Republik nimmt man diese Rituale immer wieder mit fasziniertem Schauder zur Kenntnis. Für die völkerkundlich Interessierten gibt es deshalb auch von solchen rituellen Veranstaltungen ausführliche Fernseh-Übertragungen, die stets von neuem lähmendes Entsetzen in den rest-deutschen Wohnstuben auslösen.
Da wird man dann Zeuge eines kollektiven Ausbruchs von organisierter Debilität, der berüchtigten „dementia carnevalensis tremens“. Bei dieser Abart des Rinderwahnsinns verlieren die Debilen, in der medizinischen Fachwelt auch „Jecken“ genannt, alle natürlichen Hemmungen und regredieren hemmungslos ins affigste Verhalten. Wer von dieser Epidemie befallen wird, der verliert sofort den Gleichgewichtssinn und schwankt und schaukelt auch beim Sitzen nur noch hilflos hin und her, weshalb er sich haltsuchend bei seinen Neben-Jecken einhakt, was allerdings nur dazu führt, dass die Schwankungen sich massieren: Dieses typische Symptom der Massen-Psychose nennen die Experten „Schunkeln“. Auch die Artikulationsfähigkeit ist dabei total zerstört. Die meisten sind nur noch in der Lage, sinnlose Silben vor sich hin zu lallen – wie etwa „Alaaf“ oder „Helau“ oder ähnliche kleinkindliche Unsinnigkeiten. Dabei werden sie von krampfhaften Anfällen des irrsten Gelächters geschüttelt. Diese Lach-Konvulsionen werden von kurzen Pausen unterbrochen, in denen Unmengen von berauschenden Getränken in die heisergelallten Kehlen geschüttet werden. Um es mit den Worten des bekannten Psychologen Georg Schramm zu sagen: „Karneval ist ein grauenhaftes Beispiel dafür, was Alkohol aus einem Katholiken machen kann.“
Wie gesagt, vor über zwei Jahrzehnten wurden etliche rheinische Aborigines, Ur-Wessis aus dem geographischen Westdeutschland, zwangsweise umgesiedelt in die preußische Fremde. Natürlich wollten sie auch hier am Rosenmontag ihren freien Tag haben, wie es früher im Bonner Bundestag und bei den Bundesbehörden gang und gäbe war. Doch ein gnadenloser Parlamentspräsident schmetterte damals dieses Begehren rigoros ab. Thierse hieß dieser Tyrann: Ein Ossi, der sich selbst die sanfte Sandmännchen-Maske heruntergerissen hatte, so dass sein wahres Gesicht zum Vorschein kam – die entmenschte Visage eines tyrannischen Wessi-Schinders.
Auch am höchsten katholischen Feiertag des Rheinlandes müssen seither die Exil-Jecken in der Diaspora zum Dienst erscheinen. Gegen den katholischen Bazillus wurde das alte protestantische Hausmittel verordnet: Ora et labora! Oder auf thiersisch: Ar-beete!
Und so verlegten die Geschundenen den Rosenmontag auf den Sonntag davor: Seit 2001 gab es auch in Berlin demonstrative Zusammenrottungen der närrischen Art. Die arteten alljährlich in einen Karnevalsumzug aus, wo man auf jeckisch herausgeputzten Lastern seinen Lastern frönte. Dabei bewarf man die ratlos zuschauenden Berliner am Strassenrand mit allerhand harten Süßzeug – übrigens ohne dass die Polizei eingriff. Mit diesen Chaoten übte man Nachsicht.
Doch nun – im Jahre 2014 – kommt der Karneval an der Spree nicht mehr zum Zuge. Die hiesigen Behörden haben mit allerhand Auflagen die Herumzieherei zu verhindern gewusst. Die inoffizielle Begründung für die amtlichen Schikanen lautet: Immer wieder sei es in den letzten Jahren zu schweren bleibenden Behinderungen gekommen bei dem Versuch, rheinisches Jeckentum mit dem unterkühlt ironischen Witz der Berliner zu vereinen. Diese brutale Zwangsvereinigung sei derart trübsinnig gewesen, dass hinterher immer wieder Rheinländer mit Weinkrämpfen zusammenbrachen und fortan lebenslang schwer depressiv waren.
Haben wir Mitleid mit ihnen. Mehr bleibt da nicht zu sagen.
Deshalb Tusch! Und Tärä-tära-tärä!
PS. Am Samstag bin ich beim „TAK“ in Hannover auf der Bühne; am Sonntag in der „Distel“ in Berlin.
Näheres unter „Tourneeplan“ auf meiner Web-Seite www.martin-buchholz.de