Mehdorn und die
Kuh im Propeller
Nr. 616 – vom 3. April 2014
Wahrscheinlich wissen Sie nicht, was der Genosse Kossonossow mit dem Herrn Mehdorn, unserem Flughafen-Bodendecker, gemeinsam hat. Möglicherweise kennen Sie den Genossen Kossonossow überhaupt nicht. Dann sind Sie mit hundertprozentiger Sicherheit ein Wessi. Der Genosse Kossonossow ist in besseren östlich-okkulten Kreisen das, was man eine Kultfigur nennt. Er ist der Künder einer geheimen Botschaft. Wenn ein westlicher Adept von einem nahöstlichen Hohepriester in dieses kultische Geheimwissen eingeführt wird, hat er die höheren Weihen eines Beinahe-Ossis erhalten.
Die Einweihung in jenes topsekrete orientalische Mysterium ist mir schon vor einiger Zeit vergönnt worden – selbstverständlich unter dem Siegel äußerster Verschwiegenheit. Aber ich kann ja die Klappe nicht halten. Ich bin nun mal ein Ausplauderer. Also: Besagter Kossonossow ist der Protagonist einer kurzen satirischen Geschichte des russischen Dichters Michail Sostschenko mit dem Titel „Die Kuh im Propeller“. Als Agitator soll der Genosse in den frühen sowjetischen Zeiten den Bauern einer Kolchose die Segnungen der Luftfahrt erklären (wunderbar vorgetragen von einem jungen Manfred Krug: www.youtube.com/watch?v=Sd6Svq0x_hI?). Begeistert berichtet der Instrukteur, dass diese Flugapparate mit ihren Propellern alles verhackstücken können, was ihnen in die Quere kommt, sogar Kühe. „Auch Pferde?“, fragen die Bauern bange. „Auch Pferde!“, verkündet der Genosse mit stolzem Nachdruck. Und dann fasst er die Kernaussage seines Vortrags in einem Satz zusammen. Und eben dies ist das Losungswort, an dem ein Ost-Intellektueller seinesgleichen erkennt. Nämlich: „Das Flugwesen, es entwickelt sich!“
Womit wir endlich bei Herrn Mehdorn sind. Vor dessen Propellern sind alle brandenburgischen Kühe und Pferde relativ sicher. Erstens, weil es kaum noch Propellermaschinen gibt. Und zweitens, weil diese Maschinen, wenn es sie noch gäbe, bei Mehdorn niemals lospropellern würden. Dafür entwickeln sich die Kosten für das nicht stattfindende Flugwesen immer mehr: Inzwischen rechnet man, wenn man überhaupt rechnet, mit weit mehr als 5 Milliarden Euro, die da verhackstückt werden. 730 Millionen gehen allein für den „weltbesten Schallschutz“ drauf, erklärt Mehdorn. Doch wenn nach diesen Schallschutz-Maßnahmen keine Mehdorn-Erklärungen mehr über den Flughafenrand hinausdringen, ist das durchaus eine sinnvolle Investition. Dann blieben allerdings auch bestimmte Mehdorn-Aussagen im Stile des Genossen Kossonossow unerhört, die durchaus einen satirischen Dauerwert haben. So gab er gestern folgende tiefsinnige Erkenntnis preis: „Wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, müssen Sie es erst mal wieder hochholen, um es weiter päppeln zu können.“
Das unterscheidet das Kind im Brunnen von der Kuh im Propeller: Die Kuh ist hin. Das aus dem Brunnen hochgeholte Kind kann man hingegen weiter päppeln, bevor man es erneut in den Brunnen fallen lässt – genauer: in ein Fass ohne Boden. Das ist der Fluch des Un-Fass-baren! Fürwahr, der Genosse Kossonossow hatte recht: Das Fluchwesen, es entwickelt sich!
Die Einweihung in jenes topsekrete orientalische Mysterium ist mir schon vor einiger Zeit vergönnt worden – selbstverständlich unter dem Siegel äußerster Verschwiegenheit. Aber ich kann ja die Klappe nicht halten. Ich bin nun mal ein Ausplauderer. Also: Besagter Kossonossow ist der Protagonist einer kurzen satirischen Geschichte des russischen Dichters Michail Sostschenko mit dem Titel „Die Kuh im Propeller“. Als Agitator soll der Genosse in den frühen sowjetischen Zeiten den Bauern einer Kolchose die Segnungen der Luftfahrt erklären (wunderbar vorgetragen von einem jungen Manfred Krug: www.youtube.com/watch?v=Sd6Svq0x_hI?). Begeistert berichtet der Instrukteur, dass diese Flugapparate mit ihren Propellern alles verhackstücken können, was ihnen in die Quere kommt, sogar Kühe. „Auch Pferde?“, fragen die Bauern bange. „Auch Pferde!“, verkündet der Genosse mit stolzem Nachdruck. Und dann fasst er die Kernaussage seines Vortrags in einem Satz zusammen. Und eben dies ist das Losungswort, an dem ein Ost-Intellektueller seinesgleichen erkennt. Nämlich: „Das Flugwesen, es entwickelt sich!“
Womit wir endlich bei Herrn Mehdorn sind. Vor dessen Propellern sind alle brandenburgischen Kühe und Pferde relativ sicher. Erstens, weil es kaum noch Propellermaschinen gibt. Und zweitens, weil diese Maschinen, wenn es sie noch gäbe, bei Mehdorn niemals lospropellern würden. Dafür entwickeln sich die Kosten für das nicht stattfindende Flugwesen immer mehr: Inzwischen rechnet man, wenn man überhaupt rechnet, mit weit mehr als 5 Milliarden Euro, die da verhackstückt werden. 730 Millionen gehen allein für den „weltbesten Schallschutz“ drauf, erklärt Mehdorn. Doch wenn nach diesen Schallschutz-Maßnahmen keine Mehdorn-Erklärungen mehr über den Flughafenrand hinausdringen, ist das durchaus eine sinnvolle Investition. Dann blieben allerdings auch bestimmte Mehdorn-Aussagen im Stile des Genossen Kossonossow unerhört, die durchaus einen satirischen Dauerwert haben. So gab er gestern folgende tiefsinnige Erkenntnis preis: „Wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, müssen Sie es erst mal wieder hochholen, um es weiter päppeln zu können.“
Das unterscheidet das Kind im Brunnen von der Kuh im Propeller: Die Kuh ist hin. Das aus dem Brunnen hochgeholte Kind kann man hingegen weiter päppeln, bevor man es erneut in den Brunnen fallen lässt – genauer: in ein Fass ohne Boden. Das ist der Fluch des Un-Fass-baren! Fürwahr, der Genosse Kossonossow hatte recht: Das Fluchwesen, es entwickelt sich!