Sehr geehrter
Herr Präsident Putin!
Nr. 618 – vom 2. Mai 2014
Diese etwas förmliche Anrede wird Sie möglicherweise irritieren, nachdem ich Sie kürzlich in einer meiner Kolumnen „einen veritablen Kotzbrocken“ genannt habe. Falls Sie das Wort „veritabel“ nicht in Ihrem Wörterbuch gefunden haben, dann fragen Sie Ihren deutschen Gasmann, der wird es Ihnen wahrscheinlich als „lupenrein“ übersetzen. Bei mir hat sich an dieser Einschätzung nichts geändert. Doch auch wenn ich Sie zum Erbrechen finde, sollten wir eine vernünftige Verhandlungsbasis finden können – gewissermaßen von Erbrecher zu Verbrecher.
Vergessen wir unsere gegenseitigen Anti-Anti-Antipathien für einen kurzen Moment, denn ich habe Ihnen kotzalledem ein kommerzielles Angebot zu machen. Die Sache ist nämlich so: Unvorsichtigerweise habe ich in meinen Kolumnen zur Krim-Krise und zum Konflikt um die Ost-Ukraine durchblicken lassen, dass ich nicht nur Ihnen absolut misstraue, sondern auch der viertelfaschistischen selbsternannten Regierung in Kiew und deren amerikanischen NATO-Oberbefehlshabern.
Inzwischen musste ich beschämt einsehen, dass diese meine schüchternen Fragen und Zweifel mich zu Ihrem Vasallen gemacht haben – auch wenn ich vasallenmäßig eigentlich absolut abstinent bin. In den meisten Kommentaren unserer demokratisch meinungseinheitlichen Medien lese und höre ich, dass solche zweifelnden Nachfragen die russischen Propaganda-Lügen nachplappern. Eigentlich, so teilt man mir mit, würde ich mit meinen Kolumnen ein Agent Moskaus sein, auch wenn ich meine putinesken Anbiedereien mit scheinbar kritischen Einwänden zu tarnen versuche. Soll heißen: Ich stehe offenbar in Ihren Diensten, weil ich die Propaganda-Geschäfte des Kreml in bundesrepublikanischen Landen vorantreibe.
Okay, wenn das so ist, dann sollten wir endlich unsere Geschäftsbeziehungen auf eine solidere Grundlage stellen. Meine propagandistischen Dienstleistungen in dieser Kolumne (ganz abgesehen von meinen Bekundungen auf der Bühne) kann ich Ihnen nicht weiterhin so völlig kostenlos anbieten. Das habe ich lange genug getan – auch früher schon. Lang, lang ist’s her! In (noch) jüngeren Jahren war ich ständig friedensbewegt unterwegs und jede Pershing-Rakete hat sich mordsmäßig erschreckt, wenn ich ihr gemeinsam mit meinesgleichen demonstrativ entgegen hoppelte. („Hopp-hopp-hopp! Atomraketen stopp!“ – so skandierten damals Hunderttausende auf dem Höhepunkt der infantil-bewegten Balla-balla-Lyrik.)
Schon damals wurde mir in den regierungsamtlichen Verlautbarungen unserer weitgehend einheitlichen Presse bescheinigt, dass ich als „fünfte Kolonne Moskaus“ unterwegs gewesen sei. Zu dieser Zeit, verehrter Herr Putin, waren Sie noch nicht Regierungschef in Moskau, falls Sie sich dunkel erinnern. Deshalb schrieb ich einen offenen Brief an den Herrn Breschnew. Ich habe ihm in meinem Bewerbungsschreiben angeboten, als sowjetischer Einflussagent auf zweiter Lohnsteuerkarte für ihn zu arbeiten. Aber er hat nie geantwortet.
Doch inzwischen ist meine finanzielle Situation so prekär, dass ich meine ehrenamtliche Tätigkeit für den Kreml nicht länger ohne jede finanzielle Unterstützung weiterführen kann. Deshalb fordere ich Sie hiermit auf, mir ein bescheidenes Angebot für meine weitere Mitarbeit zu unterbreiten. Da ich mittlerweile Rentner bin, der bis zu 450 Euro im Monat steuerfrei dazu verdienen darf, während Sie diese Aufwendung steuerlich absetzen könnten, wäre wohl beiden Seiten damit gedient.
Schreiben Sie mir bitte bald – und zwar möglichst auf mein Konto!
Kotzumgruss!
Ihr Martin Buchholz
PS. Falls Sie im Mai irgendwann mal geschäftlich in Berlin zu tun haben, schauen Sie doch kurz bei mir vorbei. Am Mittwoch, 21.5., und Donnerstag, 22.5., können Sie sich persönlich von meinen Agitprop-Leistungen überzeugen, wenn ich bei den „Wühlmäusen“ zum letzten Mal mein Programm „Macht!Menschen“ aufführe.
Vergessen wir unsere gegenseitigen Anti-Anti-Antipathien für einen kurzen Moment, denn ich habe Ihnen kotzalledem ein kommerzielles Angebot zu machen. Die Sache ist nämlich so: Unvorsichtigerweise habe ich in meinen Kolumnen zur Krim-Krise und zum Konflikt um die Ost-Ukraine durchblicken lassen, dass ich nicht nur Ihnen absolut misstraue, sondern auch der viertelfaschistischen selbsternannten Regierung in Kiew und deren amerikanischen NATO-Oberbefehlshabern.
Inzwischen musste ich beschämt einsehen, dass diese meine schüchternen Fragen und Zweifel mich zu Ihrem Vasallen gemacht haben – auch wenn ich vasallenmäßig eigentlich absolut abstinent bin. In den meisten Kommentaren unserer demokratisch meinungseinheitlichen Medien lese und höre ich, dass solche zweifelnden Nachfragen die russischen Propaganda-Lügen nachplappern. Eigentlich, so teilt man mir mit, würde ich mit meinen Kolumnen ein Agent Moskaus sein, auch wenn ich meine putinesken Anbiedereien mit scheinbar kritischen Einwänden zu tarnen versuche. Soll heißen: Ich stehe offenbar in Ihren Diensten, weil ich die Propaganda-Geschäfte des Kreml in bundesrepublikanischen Landen vorantreibe.
Okay, wenn das so ist, dann sollten wir endlich unsere Geschäftsbeziehungen auf eine solidere Grundlage stellen. Meine propagandistischen Dienstleistungen in dieser Kolumne (ganz abgesehen von meinen Bekundungen auf der Bühne) kann ich Ihnen nicht weiterhin so völlig kostenlos anbieten. Das habe ich lange genug getan – auch früher schon. Lang, lang ist’s her! In (noch) jüngeren Jahren war ich ständig friedensbewegt unterwegs und jede Pershing-Rakete hat sich mordsmäßig erschreckt, wenn ich ihr gemeinsam mit meinesgleichen demonstrativ entgegen hoppelte. („Hopp-hopp-hopp! Atomraketen stopp!“ – so skandierten damals Hunderttausende auf dem Höhepunkt der infantil-bewegten Balla-balla-Lyrik.)
Schon damals wurde mir in den regierungsamtlichen Verlautbarungen unserer weitgehend einheitlichen Presse bescheinigt, dass ich als „fünfte Kolonne Moskaus“ unterwegs gewesen sei. Zu dieser Zeit, verehrter Herr Putin, waren Sie noch nicht Regierungschef in Moskau, falls Sie sich dunkel erinnern. Deshalb schrieb ich einen offenen Brief an den Herrn Breschnew. Ich habe ihm in meinem Bewerbungsschreiben angeboten, als sowjetischer Einflussagent auf zweiter Lohnsteuerkarte für ihn zu arbeiten. Aber er hat nie geantwortet.
Doch inzwischen ist meine finanzielle Situation so prekär, dass ich meine ehrenamtliche Tätigkeit für den Kreml nicht länger ohne jede finanzielle Unterstützung weiterführen kann. Deshalb fordere ich Sie hiermit auf, mir ein bescheidenes Angebot für meine weitere Mitarbeit zu unterbreiten. Da ich mittlerweile Rentner bin, der bis zu 450 Euro im Monat steuerfrei dazu verdienen darf, während Sie diese Aufwendung steuerlich absetzen könnten, wäre wohl beiden Seiten damit gedient.
Schreiben Sie mir bitte bald – und zwar möglichst auf mein Konto!
Kotzumgruss!
Ihr Martin Buchholz
PS. Falls Sie im Mai irgendwann mal geschäftlich in Berlin zu tun haben, schauen Sie doch kurz bei mir vorbei. Am Mittwoch, 21.5., und Donnerstag, 22.5., können Sie sich persönlich von meinen Agitprop-Leistungen überzeugen, wenn ich bei den „Wühlmäusen“ zum letzten Mal mein Programm „Macht!Menschen“ aufführe.