Steuerland
in Junckerhand
Nr. 627 – vom 21. November 2014
Eigentlich ist ja gegen die Demokratie als gesellschaftliche Umgangsform nichts einzuwenden. Das Blöde ist nur, dass da ab und zu auch freie Wahlen abgehalten werden. Und so mancher Depp (manche DeppIn inklusive) ist dann nicht davon abzuhalten, sich als Kandidat aufstellen zu lassen. Und als ob das nicht reichen würde: Nein, es darf auch noch jeder Depp mitwählen. So geschah es ja auch in unserem gesamt-europäischen Deppen-Dorf bei der letzten Europa-Wahl.
Nun hat das Europa-Parlament demokratisch kaum was zu melden auf diesem Kontinent, weshalb diese Wahl auch mehr oder minder eine Abmeldung des sogenannten mündigen Wählers war, der erst gar nicht mitwählte, weil es ihm zu bedeppert vorkam. Diesem Trend der Stimm-Enthaltung galt es entgegenzusteuern, weshalb die staatstragenden Parteien eine Scheinwahl daraus machten: Um den Anschein zu erwecken, dass man da wirklich eine Wahl habe, gab es plötzlich Spitzenkandidaten, die um den Posten des Europa-Oberkommissars rangelten. Und das neugewählte Europa-Parlament musste dann mehrheitlich so tun, um wenigstens etwas an behaupteter Bedeutung vorzutäuschen, als sei das Wahlergebnis entscheidend für das folgende Posten-Geschacher. Besonders SPD und CDU/CSU wollten „ihren“ Kommissionschef. Die Grünen übrigens auch. Wen wundert’s.
Der langen Vorrede kurzer Unsinn: Als Ergebnis dieses Ochsenhandels (die Kuh lassen wir bei diesem Handel gender-bewusst im Stall) haben wir nun den Juncker, den man als Ochsen zum Gärtner gemacht hat. „Bauernland in Junkerhand“ – das war mal eine lautstarke Klage in den frühen Bauernkriegen der DDR vor den Zeiten der LPGs. Allerdings reichte das Herrschaftsgebiet der DDR bekanntlich nicht bis nach Luxemburg. Dort hieß es: „Null-Steuer-Land in Junckers Hand“. Als Herrscher über alle Briefkästen des Landes hatte er per Postwurfsendung mehr als 300 Groß-Konzernen (wie E.ON, Amazon, Deutsche Bank, Pepsi, Fiat, JP Morgan, Heintz undundund) großherzögliche Befreiungsbescheide zugeschickt, auf dass die in Europa nicht mehr unter der brutalen Steuerlast ächzen müssten, bloß weil sie ein paar hundert Milliarden Gewinn gemacht hatten.
Seit nun ein empörendes Datenleck immer wieder neue Enthüllungen in die Öffentlichkeit spült, muss sich nun Juncker auf Pressekonferenzen allerlei spitze Nachfragen anhören. Nur von den deutschen Sozialdemokraten sind solche Brüsseler Spitzen nicht zu hören. Im Europa-Wahlkampf hatte die SPD noch die Schulze, äh Schnauze voll von Steuerdumping und Steuerhinterziehung der Konzerne. Entsprechend vollmundig schulzte man landauf, landab. Jetzt hat man eingesehen, dass man mit vollem Mund nicht reden sollte und schweigt entsprechend nichtssagend.
Wie gassenhauerte es in den Sechzigern mal eine längst vergessene Schlager-Püppi: „Oh pardon, sind Sie der Graf von Luxemburg? Oh pardon, sind Sie der große Mann von Welt?“ Die Anfrage ist im Falle Juncker müßig. Im Augenblick ist der große Mann von Welt sooo klein mit Hut. Er verkündete, als er mit seinem seltsamen Brüsseler Inkompetenz-Team zum ersten Mal vor die Presse trat, er und seine Truppe seien „die letzte Chance, das Vertrauen in Europa zurückzugewinnen“. Die Herren von Amazon, Apple, Google, E.ON, Deutsche Bank usw. können also weiter volles Vertrauen in Europa haben. Das müssen sie erst gar nicht zurückgewinnen, denn ihr steuerfreier Zugewinn ist weiter garantiert.
PS: Ich gastiere durchs Land und lade Sie herzlich ein: Am 24. November nach Dresden in die Herkuleskeule, am 29. November nach Hannover ins TAK, am 14. Dezember nach Berlin in das Kabarett-Theater Wühlmäuse. Mehr Informationen finden Sie im Tourneeplan.
Nun hat das Europa-Parlament demokratisch kaum was zu melden auf diesem Kontinent, weshalb diese Wahl auch mehr oder minder eine Abmeldung des sogenannten mündigen Wählers war, der erst gar nicht mitwählte, weil es ihm zu bedeppert vorkam. Diesem Trend der Stimm-Enthaltung galt es entgegenzusteuern, weshalb die staatstragenden Parteien eine Scheinwahl daraus machten: Um den Anschein zu erwecken, dass man da wirklich eine Wahl habe, gab es plötzlich Spitzenkandidaten, die um den Posten des Europa-Oberkommissars rangelten. Und das neugewählte Europa-Parlament musste dann mehrheitlich so tun, um wenigstens etwas an behaupteter Bedeutung vorzutäuschen, als sei das Wahlergebnis entscheidend für das folgende Posten-Geschacher. Besonders SPD und CDU/CSU wollten „ihren“ Kommissionschef. Die Grünen übrigens auch. Wen wundert’s.
Der langen Vorrede kurzer Unsinn: Als Ergebnis dieses Ochsenhandels (die Kuh lassen wir bei diesem Handel gender-bewusst im Stall) haben wir nun den Juncker, den man als Ochsen zum Gärtner gemacht hat. „Bauernland in Junkerhand“ – das war mal eine lautstarke Klage in den frühen Bauernkriegen der DDR vor den Zeiten der LPGs. Allerdings reichte das Herrschaftsgebiet der DDR bekanntlich nicht bis nach Luxemburg. Dort hieß es: „Null-Steuer-Land in Junckers Hand“. Als Herrscher über alle Briefkästen des Landes hatte er per Postwurfsendung mehr als 300 Groß-Konzernen (wie E.ON, Amazon, Deutsche Bank, Pepsi, Fiat, JP Morgan, Heintz undundund) großherzögliche Befreiungsbescheide zugeschickt, auf dass die in Europa nicht mehr unter der brutalen Steuerlast ächzen müssten, bloß weil sie ein paar hundert Milliarden Gewinn gemacht hatten.
Seit nun ein empörendes Datenleck immer wieder neue Enthüllungen in die Öffentlichkeit spült, muss sich nun Juncker auf Pressekonferenzen allerlei spitze Nachfragen anhören. Nur von den deutschen Sozialdemokraten sind solche Brüsseler Spitzen nicht zu hören. Im Europa-Wahlkampf hatte die SPD noch die Schulze, äh Schnauze voll von Steuerdumping und Steuerhinterziehung der Konzerne. Entsprechend vollmundig schulzte man landauf, landab. Jetzt hat man eingesehen, dass man mit vollem Mund nicht reden sollte und schweigt entsprechend nichtssagend.
Wie gassenhauerte es in den Sechzigern mal eine längst vergessene Schlager-Püppi: „Oh pardon, sind Sie der Graf von Luxemburg? Oh pardon, sind Sie der große Mann von Welt?“ Die Anfrage ist im Falle Juncker müßig. Im Augenblick ist der große Mann von Welt sooo klein mit Hut. Er verkündete, als er mit seinem seltsamen Brüsseler Inkompetenz-Team zum ersten Mal vor die Presse trat, er und seine Truppe seien „die letzte Chance, das Vertrauen in Europa zurückzugewinnen“. Die Herren von Amazon, Apple, Google, E.ON, Deutsche Bank usw. können also weiter volles Vertrauen in Europa haben. Das müssen sie erst gar nicht zurückgewinnen, denn ihr steuerfreier Zugewinn ist weiter garantiert.
PS: Ich gastiere durchs Land und lade Sie herzlich ein: Am 24. November nach Dresden in die Herkuleskeule, am 29. November nach Hannover ins TAK, am 14. Dezember nach Berlin in das Kabarett-Theater Wühlmäuse. Mehr Informationen finden Sie im Tourneeplan.