Bekenntnisse

Die schwarze Null im Einsatz –
und: Biermann an die Front!

Nr. 628 – vom 28. November 2014
Mal wieder eine Feierstunde im deutschen Bundestag – am Dienstag dieser Woche. Die SPD feierte gemeinsam mit ihren christdemokratischen Oberaufsehern in der Haushaltsdebatte eine alte Bekannte der CDU/CSU: die schwarze Null. Die soll im Jahre 2015 „zielführend“ sein, so schäubelte es voller Stolz aus dem Haushaltsvorstand heraus. Und die SPD hatte er mal wieder sanft eingenullt, so dass deren Widerstand gegen alle Etatkürzungen gleich Null war.

Denn wahrlich, er verkündete uns große Historie: „Mit dieser schwarzen Null schreiben wir Geschichte.“ Und auch ein SPD-Redner sonderte etwas von einer „historischen Stunde“ ab. So war die schwarze Null mächtig angeschwollen aufgrund der geschichtsträchtigen Bedeutsamkeit, die ihr aufgeschwätzt wurde. Vereint mit der rosaroten Null der SPD ist sie ohnehin übermächtig. So versteht man endlich, was mit einem Null-Wachstum gemeint ist.

Nun ist die schwarze Null aber derart aufgeblasen, dass sie vor lauter Stolz immer kurz vom Platzen ist. Dann allerdings wäre die geplatzte Null keine geschlossene mehr, sondern eine offene. Eine Null, die nach allen Seiten hin offen ist, nannte man früher freidemokratisch. Heute wäre diese offene Null eine grüne. Im Skat nennt man die offene Null ein Null-Ouvert. Da weiß jeder: Es sind nur Luschen im Spiel. Und die Luschen haben ihre eigentlichen, früheren Werte längst vergessen. Das ging in Null-komma-Nichts.

Womit wir auch bei den löcherlichen Ergebnissen des Grünen-Parteitags sind. Riesengroß war es an die Stirnwand des Saals gemenetekelt als Parteitags-Motto: „Mehr Biss. Grün!“ Doch das war nur der nostalgische Wunschtraum einer längst kukidenten Opposition, die kaum noch gebissig, sondern bestenfalls drittgebissig ist und meist nur noch so tut als ob. Eine Als-ob-Position.

Immerhin hat man auf dem Parteitag einen radikalen Kurswandel beschlossen, als man sich endgültig vom fleischfreien Veggieday verabschiedete. Aber wer hat den Grünen diese fleischliche Abstinenz je geglaubt? Spätestens in den rotgrünen Jahren unter Schröder, einem bekennenden Anti-Veggie, hatten sie doch gelernt, jeden Morgen zum Frühstück mindestens drei, vier Kröten zu schlucken. Und zwar sogenannte echte Kröten, zoologisch als Gattung „Bufo“ bekannt. Seither leiden viele führende Grüne an schwerer Bufomie. Bedauernswerte Kröten-Junkies. Sie sind unheilbar abhängig von jener amphibischen Frischfleischzufuhr, auch wenn der Dealer nicht mehr Schröder heißt, sondern Kretschmann. Aber der Wille zur Macht, der macht’s eben. Ein Machthunger, der fast alles zu schlucken bereit ist. Was bei den armen grünen Schluckern dann herauskommt, ist das übliche amphibische Erkennungssignal: „Quaaak!“

+++

Über Wolf Biermann Witze zu machen, wäre ungehörig, weil behindertenfeindlich. Es ist wahrlich ein tragisches Schicksal, dass Biermann auf seine alten Tage an jener Greisenkrankheit leidet, die einst auch das Politbüro plagte – eben an einem ewig-gestrigen Altersstarrsinn, der die Wahrnehmung veränderter Realitäten um ihn herum einfach unmöglich macht. In seiner präsenilen Wirklichkeitsflucht wollte der alte Recke gar den Jung-Siegfried spielen, um seine Wahnvorstellung einer urbösen Drachenbrut endgültig zu vernichten. Todesmutig soll er den deutschen Chef-Satanisten Gysi sogar bis aufs Bundestagsklo verfolgt haben, um ihn dort mit seiner Gitarre zu erschlagen. Aber es kann sein, dass ich da verschiedene Meldungen durcheinander gebracht habe. Man ist ja auch nicht mehr der Jüngste.

Am Anfang dieser Woche war er bei Jauch erneut im Einsatz, diesmal um unerschrocken gegen Putin anzutreten, also gegen den Höllenfürsten persönlich. Zugleich rettete er die deutsche Ehre, die ja beschmuddelt wird, wenn man den Putin mehr oder minder direkt mit einem ehemaligen deutschen Kanzler vergleicht. Der Putin sei ja, so Biermann wörtlich, „nicht mal fähig, wie Hitler eine Autobahn von Moskau nach Petersburg zu bauen“. Ein wahres deutsches Manneswort. Denn es gab an diesem deutschen Kanzler hinterher einiges auszusetzen, doch immerhin eines mußte man ihm lassen: Er hat die Autobahnen gebaut. Hat meine Mutter auch immer gesagt, obwohl sie den Biermann nie kennengelernt hat.

+++

Übrigens: Die Au-Weihnacht rückt näher. Und bei mir gibt’s eine Lagerräumung, die das Schenken billiger macht, obwohl meine Machwerke eigentlich unbezahlbar sind. Die beiden Bücher „Deutsches Wortissimo“ und „Stupid White German“ kosten als Doppelpack zusammen nur noch 15 Euro. Und  drei Doppel-CDs gibt’s ebenfalls für 15 Euro – jedenfalls solange der Vorrat reicht, denn von manchen Programmen gibt es nur noch jeweils knapp 30 Stück. Allerdings: Die DVD „Ich geb’s ja zu“ und mein letztes Buch „Geh!Denken – Geh!Dichte“ kosten nach wie vor jeweils 20 Euro. Auch hier gehen die Auflagen langsam zur Neige.


PS: Ich gastiere quer durchs Land und lade Sie herzlich ein: Am 29. November finden Sie mich in Hannover im TAK. Die Premiere meines neuen Stücks „Nachspielzeit 2014/2015“ feiere ich am 7. Dezember in den Berliner „Wühlmäusen“. Am 14. und 21. Dezember geht es mit der „Nachspielzeit“ bei den „Wühlmäusen“ weiter. Mehr Informationen finden Sie im Tourneeplan.