Bekenntnisse

Stille Nacht,
graulige Nacht!

Nr. 631 – vom 18. Dezember 2014
Es wird immer perverser mit den Dresdner Abendländlern. Am nächsten Montag wollen sie nun auch noch singen. Deutsche Weihnachtslieder sollen einstimmen zum vermeintlichen Fest der Liebe in ein Massen-Event des Hasses. Eine zündende Idee. Und neu ist die Idee wahrlich nicht. Denken Sie nur einmal ein paar kurze Wende-Jährchen zurück: Als damals in Rostock-Lichtenhagen ein Haus voller Vietnamesen in Flammen stand. Für die richtige Mordsstimmung sorgten dabei Tausende von deutschen Biedermännern und deutschen Biederfrauen, die als Publikum die Brandstifter anfeuerten. Und die Menge sang angesichts des lodernden Brandes, in dem Dutzende von Ausländern zu verbrennen drohten, vor den Fernsehkameras im feierlichen Choral: „O Tannenbaum! O Tannenbaum!“  

Das ist deutsche Besinnlichkeit. Da wird es einem ganz heimelig ums Gemüt, wenn man in weihnachtlich knisternde Flammen schaut. Und im Nürnberger Umland sind in der vorletzten Woche schon wieder drei Asylheime in Flammen aufgegangen. Die waren noch nicht bezogen – glücklicherweise. (Seltsam, wie bescheiden und pervers man zuweilen das Wort „Glück“ verwendet: Man ist schon froh, dass „nur“ ein paar leerstehende Heime in Flammen aufgegangen sind.)
Viel hat sich nicht geändert: Im Feuerschein der brennenden Asylheime bekommt der Begriff „Scheinasylant“ erst seinen wahren deutschen Sinn.

Man muss offenbar vor dem 24. Dezember immer wieder daran erinnern: Berüchtigte Asylbewerber waren dereinst ein gewisser Joseph mit seiner Ehefrau Maria, von denen in diesen Tagen gelegentlich auch die Rede ist. Aber die sind damals nach Ägypten geflohen. Zu ihrem Glück haben sie gar nicht erst versucht, in Deutschland Asyl zu finden. Unsere christlichen Parteien hätten sie hier sofort als Wirtschaftsflüchtlinge und Asylbetrüger abgestempelt, zumal uns diese Maria auch noch ihr Balg mit eingeschmuggelt hätte, bei dem die Vaterschaft bis heute mehr als fragwürdig ist. Man kann Maria und Josef nur beglückwünschen, dass sie die deutschen Lande großräumig gemieden haben. Denn wenn Bethlehem damals zufälligerweise in Deutschland gelegen hätte, dann wäre dieser Asylanten-Stall mitsamt der Krippe des Christuskindes ohnehin längst abgefackelt worden.

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Trotz aller vorweihnachtlichen Bedenklichkeit: Ich wünsche Ihnen und auch mir ein gutes Fest! Und da dies meine letzte Kolumne in diesem Jahr sein wird, sei uns auch ein halbwegs freundliches An- und Willkommen im nächsten Jahr gewünscht. Vom 1. Weihnachtsfeiertag an bis zu Sylvester bin ich übrigens jeden Abend auf der Bühne der „Wühlmäuse“. Vielleicht sieht man sich da mal.