Sachsen, erwache!
Nr. 633 – vom 13. Januar 2015
Pegida – Permanent Gewachsene Idiotie Dumpfen Ausländerhasses. Mindestens 25.000 Mitläufer (mitsamt der zugereisten Nazional-Klientel aus allen Bundesländern) waren’s diesmal bei der üblichen Dresdner Montagsdrohung: „Wir sind das Volk“.
Die auf-rechten Abendländler sind unerbittlich im An- und im Aufmarsch gegen eine neue Weltverschwörung, die diesmal nicht den Vornamen „jüdisch“ trägt (das ist zur Zeit offiziell nicht so richtig in; nur im vertrauten Stammtisch-Kreise) sondern „islamisch“. Es gibt zwar in Sachsen nur minimalprozentige Muslime, aber Juden gibt es dort auch kaum noch. Man braucht doch gar keine Muslime oder Juden. Der Antimuslimismus und Antisemitismus funktioniert auch so wunderbar.
Neulich war ich spätnachts vom Chemnitzer Bahnhof aus unterwegs mit einem Taxifahrer in die erzgebirgischen Gefilde auf eisglatter Strecke. Eine halbe Stunde schlingernde Fahrzeit; ausreichend für ein längeres nächtliches schlingerndes Geplauder. Irgendwie (ja, wie denn nicht) kamen wir, also ich, auf das dringlichste sächsische Anliegen zu sprechen, nämlich auf die Rettung vor der angeblichen Gute-Nachtisierung des angeblich sächsischen Abendlands durch die Mullahs.
Der Fahrer, ein durchaus gemütlicher, zunächst auch freundlicher Mensch im sicheren Wissen um eine 35-Euro-Fahrt, meinte irgendwann auf meine unvorsichtige Nachfrage: „Klar war ich am Montag in Dresden zusammen mit drei Kollegen; hier in Chemnitz fahren die meisten dahin.“ Als ich mich interessiert erkundigte, wie viele Muslime er denn kenne, schwieg er einen Moment lang irritiert, um dann sofort auf ein anderes nationales Thema umzuschwenken: „Aber ich habe mal so einen Ober-Rabbi gefahren aus Israel. Der kam extra nach Chemnitz, um sich hier die neue Synagoge anzugucken. Die mussten wir Deutschen für diese Juden bauen. Mit Millionen Euro. Wir Deutsche! Von unseren Steuergeldern!“ Nicht, dass er was gegen Juden hätte, aber die sollten gefälligst da bleiben, wo sie hingehören. „Wo sollen die hingehören?“, fragte ich. „Ins KZ? Die gibt’s doch gar nicht mehr.“
Damit war unser angeregtes Geplauder beendet. Nein, ich bin nicht ausgestiegen. Wir waren irgendwo in düsterster fichtenumwitterter Einöde in eiskalter Nacht. Ich hätte mit meinem geräderten Koffer noch 20 Kilometer weit auf Landstraßen dahinziehen können. Am Ziel hat er mir schweigend die Taxi-Quittung gegeben und ich keinen Euro Trinkgeld dazu.
So ein richtiger Widerstandskämpfer bin ich wohl auch nicht mehr.