Ein verbockter Gruß
zur Walpurgisnacht
Nr. 652 – vom 30. April 2015
30. April, die wilde Nacht vor dem ersten Mai. Natürlich gibt es Wichtigeres als einen Hexensabbat. Aber was unserem Dichterfürsten Goethe recht war, soll dem Dichterwürstchen Buchholz billig sein: Mit dem „Faust“ im Nacken war Goethe einst in der Walpurgisnacht unterwegs und ließ dabei seinen wüsten Phantasien freien Auslauf. So dichtete er einer jungen Hexe folgende Aussage an, die aus streng feministischer Sicht wohl eher zweifelhaft ist:
Der Puder ist wie der Rock
für alt‘ und graue Weibchen.
Drum sitz ich nackt auf meinem Bock
und zeig ein derbes Leibchen.
Durch diese sinnenfrohe Bockigkeit angeregt, habe ich auch meiner Phantasie einen walpurgisnächtlichen Aus-Schweif gestattet. Das liest sich dann so:
Ach, würden doch die Hexen wieder reiten
phallus-symbolisch auf den Besenstielen.
Gern wär‘ ich einer von den nicht mehr vielen
antiken Böcken, die sie dann begleiten.
Käm‘ zum Erliegen dann am Hexensabbat
und ließe ihnen meinen Hexenbesen.
Bin als Satyr ein Null-Bock nie gewesen.
War der Satyr doch ständig lustbesabbert.
Jaja, ich weiß, angeblich hat Satire
mit den Satyren nichts zu tun.
Etymologisch bin ich da immun,
wenn ich satyrisch mich mutiere.
So wie der Pan, der gern die Hirten mobbte.
Denn wenn die Hirten in des Busches Schatten
sich mittagsheiß zur Ruh‘ gebettet hatten,
ganz heftig auf den Busch er plötzlich kloppte.
Die Hirten stoben wie bekloppt von dannen,
denn der Leibhaftige war hinter ihnen her.
Panisch der Schrecken, wenn ein Luzifer
in Pan-Gestalt sie droht zu übermannen.
So wurde der Satyr seit je verteufelt.
Ein Höllenbock, ein niemals zölibater,
des Christenteufels horn‘ger Urgroßvater,
an dem noch heut‘ manch frommer Hirt verzweifelt.
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Übrigens: Von meinem Buch „Geh!Denken – Geh!Dichte“, dem dieser Text entnommen ist, sind nur noch wenige Exemplare vorhanden. Hier zu bestellen
Und nochmal übrigens: Auch mein Programm „Nachspielzeit 2015“ geht in die letzten Vorstellungen:
Am heutigen Donnerstag im hannoverschen „TAK“.
Am 8. Mai geht’s in die „Tiefste Provinz“ (so heißt tatsächlich ein toller Kulturschuppen im brandenburgischen Kremmen, von dem freundlich-wahnsinnigen Andreas Dalibor initiiert und geleitet).
Am 9. Mai bin ich in Userin bei Neustrelitz (hier ist es die liebenswerte Verrückte Dagmar Wenndorff, die seit Jahren linke Aufklärung in ihren „Kulturstall“ bringt; solche irre-vergnüglichen Menschen muss man einfach unterstützen).
Am 18. Mai ist dann in der Dresdner „Herkuleskeule“ für diese Saison Schluss der Vorstellung.