Bekenntnisse

Rückmeldung an die Satire-Front

Nr. 668 – vom 8. Dezember 2017

Ja, ich weiß, ich habe meine Chronistenpflicht arg vernachlässigt. Im April 2016 habe ich mein letztes satirisches Epistel an Sie verschickt (nebenbei immer noch aktuell). Nun stehe ich seit Mitte November wieder auf der Bühne und höre am Schluss der Vorstellung beim Bücherverkauf immer wieder die Klage, dass meine Satire-Kolumne doch von etlichen Lesern (-innen inklusive) vermisst wurde. Okay, auch wenn dies mein letztes Bühnen-Programm sein wird, verspreche ich, immer mal wieder von mir hören oder lesen zu lassen. Ich habe auch wieder Lust dazu.

Meine Premiere bei den „Wühlmäusen“ ging sehr erfolgreich über die Bühne. Die nächsten Sonntage in Berlin sind ausverkauft. Vom 25.12. bis 30.12. gibt es noch Karten. Zwei allerletzte Termine gibt’s noch in Hamburg in „Alma Hoppes Lustspielhaus“ am 18. und 19. Januar. Ansonsten werde ich am 27. Januar in Berlin zum wirklich letzten Mal auf der Bühne stehen. Es ist besser, endgültig abzutreten, solange die Leute noch sagen „Ach, schade!“ als wenn es irgendwann heißt: „Wann merkt dieser alte Sabbelsack endlich, dass es langsam reicht.“


Sächsischer Galgenhumor 


Wie schön, dass es in diesem Lande Staatsbeamte gibt, die einen Sinn für Satire haben. Da meinen Staatsanwälte in Chemnitz, dass es eine spaßige und selbstverständlich straflose Provokation im Rahmen der satirischen Kunstfreiheit sei, im erzgebirgischen Weihnachtsgeschäft neben Räuchermännchen und Nussknackern auch handgeschnitzte Galgen zu verkaufen, an denen die Kanzlerin symbolisch aufgeknüpft ist. Zum Schreien komisch! Was haben die Herren Staatsanwälte da gekichert! Eben echter sächsischer Galgenhumor.

Zuerst wurden diese Galgen auf einer Pegida-Kundgebung herumgeschleppt, was die Staatsanwaltschaft auch irre witzig fand und Strafanzeigen wegen Volksverhetzung abschmetterte. Dafür muss man in Sachsen Verständnis haben. Wenn Staatsanwälte selbst zum Stamme der Volksverhetzer gehören, warum sollten sie dann ihresgleichen bestrafen? Das ist so üblich in AfD-Gauen, wo auch in der Justiz und in der Polizei offenbar etliche klammheimliche Nazis im Amt und Unwürden sind, die schon heute wissen, dass sie selbstverständlich niemals Nazis gewesen sind. Ist natürlich nur scherzhaft gemeint, Herr Staatsanwalt! 


Ergebnisoffene SPD  


"Wir dürfen auch nicht um jeden Preis nicht regieren wollen": Der sich doppelnd negierende Nicht-Nicht-Schulz auf dem SPD-Parteitag fordert so ein Doch-Doch und Ja-Ja zur Großen Koalition. Der Satz lautet im Klartext ohne doppelte Negation: „Wir dürfen auch um jeden Preis regieren wollen.“ Klingt zwar immer noch seltsam – dieses gedurfte Wollen bzw. das gewollte Dürfen, aber das ist der sozialdemokratischen Grammatik geschuldet. Die war schon immer gewollt dürftig, nicht immer verständlich, aber gerade dadurch „ergebnisnisoffen“. 

Wobei das Ergebnis in Sachen Große Koalition natürlich nicht offen ist, sondern bestenfalls ein offenes Geheimnis. Wie gehabt: Erst hört man bei der SPD ein entschiedenes Nein-auf-keinen Fall, nicht mit uns und niemals wieder. Dann folgt ein zögerliches Jaaa-aaaber, mit uns vielleicht, aber nicht so. Und zum Schluss heißt es Aber-Jaaa! Auf jeden Fall mit uns, weil es ohne uns nicht geht!


He never comes back


Da sich zumindest in Berlin langsam herumspricht, dass ich die Bühnen-Bretter räume, werde ich ziemlich häufig interviewt in den unterschiedlichsten Medien. Ein Reporter meinte: „Dass Sie endgültig aufhören, Herr Buchholz, das glaubt doch sowieso keiner. Irgendwann treibt es Sie doch wieder zurück auf die Bühne. Wie oft hat zum Beispiel Howard Carpendale schon seinen Rückzug erklärt und dann gab es ein Comeback nach dem anderen.“ 

Ich vermute, der Interviewer wollte meine Allgemeinbildung testen – nämlich, ob ich überhaupt wüsste, wer Howard Carpendale ist. Ich wusste es dank meines Kollegen Henning Venske, mit dem ich irgendwann im 18. Jahrhundert für lange Zeit Schreibtisch an Schreibtisch gesessen habe in der Redaktion von „Pardon“ und der nun auch von der Bühne abtreten wird. Henning schrieb mal in „Pardon“: „Howard Carpendale setzte sich auf einen hölzernen Stuhl und griff zur elektrischen Gitarre. Warum nicht umgekehrt?“


Der Werbeblock. Sie dürfen aufs Klo...


Apropos Elektrik. Wir leben ja  mal wieder in einer Zeit der unverantwortlichsten Stromverschwendung. Ganze Innenstädte sind nach der Methode „Kitsch-as-Kitsch-can“ illuminiert mit lichterkettigen „Happy X-Mas“-Androhungen, mit vielkilowatt-strahlenden nachtbehemdeten Weihnachtsgeflügel und mit rednosigen Renntieren.

Also: Falls Sie was verschenken wollen, was den Beschenkten vielleicht so’n bisschen den Bregen illuminiert, dann könnten meine Bücher und meine DVD vielleicht dabei behilflich sein. Hier können Sie meine Machwerke erwerben – handsigniert und garantiert nicht mit dem Munde gemalen, eher mit dem Hirne ausgemalt. 

Ein Buch oder eine DVD kostet jeweils 20 Euro. Für jede weitere Buch- oder DVD-Bestellung müssen Sie dann nur noch 10 Euro dazulegen. Also falls Sie Verwandte oder Bekannte haben, die Sie in den nächsten zehn Jahren nicht wiedersehen wollen; meine Machwerke sind als Geschenke hervorragend geeignet für länger anhaltende Verfeindung. 

 

Alles über die kommenden Auftritte finden Sie im Tourneeplan.