Labour-News aus Papatowai
Nr. 678 – vom 12. Februar 2018
Ein Regentag in den Regenwäldern des Catlins Forrest. Dieses Anschreiben erreicht Sie aus Papatowai, also vom südlichen Zipfel der neuseeländischen Südinsel. Im Englischen nennt man diese geographische Unterwelt, auf der entgegengesetzten Seite des Globus angesiedelt, „down under“. Komisch, dass mir bei dieser Bezeichnung „down under“ sofort wieder die deutsche Sozialdemokratie in den Sinn kommt. Hier in Neuseeland stellt übrigens seit einigen Monaten die Labour-Party die Regierungs-Chefin. Und die ist guter Hoffnung; sie geht schwanger mit allerhand sozialen Ideen sowie einem Fötus. Freundliche Nachrichten also. Was mich allerdings derzeit an sozialdemokratischen Botschaften aus Deutschland erreicht, ist nur noch im Suff zu ertragen. So veranstalte ich jeden Abend meine eigene Leber-Party. Das erinnert mich an einen alten SPD-Genossen, den Walter, mit dem ich früher gelegentlich am Tresen des „Jonas“ stand, meiner einstigen Schöneberger Stammkneipe. Der versuchte jeden Abend in purer sozialdemokratischer Verzweiflung, seine fundamentalen Zweifel wegzusaufen. Einmal meinte er: „Martin, ich weiß ja, Alkohol ist keine Antwort. Aber man vergißt zumindest die Frage.“
Neues vom Schrumpelstilzchen
Sorry! Es geht schon wieder um die SPD. Vor ein paar Wochen mußte ich mir auf Befehl meiner elfjährigen Enkelin Finia bei einem gemeinsamen Kino-Nachmittag eine filmische Lustigkeit antun, die den Titel trug: „Hilfe, ich habe meine Eltern geschrumpft“. Eine harmlose Alberei, die den Vorteil hatte, dass sie nach exakt 98 Minuten vorbei war. Schier endlos hingegen währt mittlerweile das sozialdemokratische Dauer-Drama: „Hilfe, ich habe meine Partei geschrumpft“. Überall liest und hört man die gleiche Mär, nämlich dass da ein zottelfransiger Bi-Ba-Butzemann in den SPD-Kreisen umgegangen sei, und der habe die einstige Volkspartei minimalisiert bis hin zur totalen Ervolkslosigkeit. Soll heißen: Der Schrumpfschulz ist Schuld. Doch diese Schulz-Zuweisung trifft eigentlich die ganze Zwergen-Gemeinschaft in der zipfelmützigen SPD-Spitze, die diesen Verschulzungs-Prozess eifrig mit betrieben hat, egal wie verrückt das Schrumpelstielzchen herumhüpfte mit ständig neuen wendehalsigen Pirouetten. Als es nun beim letzten Purzelbaum sich selbst das Genick brach und auf einer Bahre davongetragen wurde, wurde ihm „ein ehrenhafter Rückzug“ bescheinigt. Und sogleich war das oberwichtigste Wichtelweiblein der SPD zur Stelle, um dem Hutzelmännlein nachzurufen: „Das zeugt von beachtlicher menschlicher Größe.“ So ist es, wenn Gnome zu Großtuern werden.