Bekenntnisse

Buchholz und Trump: Versuch einer Annäherung

Nr. 682 – vom 24. Mai 2018

Hallo! Es ist schon verrückt: Am 27. Januar stand ich zum letzten Mal auf der Bühne mit einem eigenen Programm. Heute, vier Monate später, erscheint mir dieser Bühnenabschied schon lange, lange zurückliegend. Und wenn ich mir die DVD von diesem letzten Auftritt anschaue, sehe und höre ich, dass die aktuellen Bezüge teilweise schon wieder überholt und eigentlich vergessen sind. Nun trifft das zwar nur auf einen Abschnitt im ersten Teil zu, faszinierend ist es dennoch. Für mich war Kabarett auch stets die Fortsetzung von Journalismus mit anderen Mitteln. So wurde jede Aufnahme meiner Auftritte zu einem Zeitdokument.

Und garantiert wird mich Gregor Gysi am kommenden Sonntag auf der Bühne der „Distel“ auch zu diesen Erfahrungen befragen. Nachdem wir uns schon fünfmal gemeinsam veranstaltet haben, hat er mir diesmal angedroht, intensiv mein Leben auszuforschen. Mal sehen, was mir dazu einfällt.

Nebenbei: Diese Veranstaltung ist seit Monaten restlos ausverkauft und selbst für engste Freunde könnte ich keinen Extra-Stuhl mehr organisieren. Also: Nachfragen zwecklos. Die DVD hingegen, vielfach gelobt in Rückmeldungen, kann man noch erwerben für 25 Euro inklusive Versand. Hier ist der entsprechende Link: zur Bestellseite.

Apropos: Wenn ich gerade von den schnelllebigen Aktualitäten geschrieben habe, dann gilt diese Aussage nur in sehr begrenzter Weise für die USA. Denn das Wenige, was sich dort unter Trump grundlegend von Woche zu Woche ändert, ist die Zahl der erschossenen Schulinsassen an den amerikanischen High-Noon-Schools.

Alles andere ist mehr oder weniger berechenbar im Land der unbegrenzten Trumpschen Unberechenbarkeiten.

Und natürlich ging es auch bei meinem letzten Auftritt um den Allerletzten, also um den (oder das) sogenannte(n) Trump. Ein Serial des absoluten Trumpsinns. Hier können Sie sich die ersten Folgen halbwegs lesbar reinziehen. Besser, Sie lassen’s bleiben. Das Ganze könnte Sie zu sehr in ihren transatlantischen Grundfesten erschüttern. Grundfesten, an die Angela Merkel immer noch glaubt, wenn auch zunehmend abergläubisch.


Das Trump — Part One

Vielleicht tun wir ihm alle Unrecht, jenem scheinbar unerklärlichen Wesen, das sich Trump nennt. Das Trump, wie ich es sächlich benenne, ist leider nicht neben-sächlich. Mag es auch in hiesigen Intelligenzler-Zirkeln schmachvoll verachtet werden, so weiß ich doch, dass es total verkannt wird. Denn eigentlich ist das Trump der Apostel einer modernen amerikanischen Intellektualität.
Es fühlt sich nach eigenem Bekunden nur der Wahrheit verpflichtet. In einem Radio-Interview erklärte es: „I tell you, I didn’t lie in the past and I will never lie in the future.“ Es habe also nie in der Vergangenheit gelogen und werde es auch in der Zukunft nicht tun. Bleibt ihm zum Lügen also nur die Gegenwart, die das Trump deshalb aus Zeitgründen auch reichlich nutzt.

Die Frage ist allerdings: Kann das Trump überhaupt lügen? Eine Lüge setzt ja voraus, dass einer die Wahrheit bewusst verdreht. Und das Trumpsche Unwesen glaubt ja alles, was es so vor sich hintwittert.


Das Trump — Part Two

Hier nun stellt sich mir ein erkenntnistheoretisches Paradoxon als aktuelles Mirakel: Wenn es für das absolut wahrheitsgläubige Trump außer seinen getwitterten Offenbarungen keine andere Wahrheit gibt und alles andere nur Fake News sind, was also wäre, wenn dieser unermüdliche Fake-News-Entlarver selber ein Fake wäre, also eine Fiktion. Irreal und nur scheinbar irre real.

Denn es ist doch ganz offensichtlich, dass das Trump nicht ganz echt ist: Selbst nach fast anderthalb Jahren des Trumpschen Horror-Trips denkt man doch ständig: So was wie der (oder das) darf doch nicht wahr sein; so was kann es doch unmöglich geben, auch nicht im Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten.
Wenn auf dem Fernsehschirm diese Trumpsche Unmöglichkeit auftaucht, um stets aufs Neue eine vulgär-obszöne Reality-Show zu inszenieren, dann schaue ich immer wieder total ungläubig und schreckensstarr dem totalitären Grauen ins Gesicht.

Na ja, Gesicht ist bei diesem Trump vielleicht nicht der richtige Ausdruck. Diese aufgequollene, breitbäckige Fleischmasse über seinem Kragen sieht ja mehr wie ein Körperteil aus, auf dem man für gewöhnlich sitzt. Deshalb sein Arschwohn gegen jegliche Kritik. Als das Trump neulich wegen seiner zwanghaften Twitterei in der „Saturday Evening Show“ höhnisch angegangen wurde, erklärte seine Regierungssprecherin: „Es geht dem Präsidenten ausschließlich um wahrheitsgemäße Inhalte. Und die müssen auch zum Ausdruck kommen.“

Und wo diese amtliche Rechts-Sprecherin recht hat, hat sie recht. Denn man kann einem Arsch viel nachsagen, aber wenn es vollinhaltlich wird, dann kommt das meist auch zum Ausdruck.
Nun ja, das stinkt ja so manchem, wenn das Trump seinen verbalen Schließmuskel nicht unter Kontrolle hat, wenn es also seine oral-rektale Laberöffnung offen-bart, um seinen gehässigen Dünnschiss abzuführen in die öffentlichen Kloaken des Internets und in die entsprechenden Fernsehkanäle. So ist es nun mal, wenn einem der Dickdarm ins Hirn gewuchert ist.


Das Trump — Part Three

Aber wer weiß, möglicherweise fallen wir da auf eine albtraumhafte Sinnestäuschung herein, wenn diese Trumpsche Ungeheuerlichkeit aus den unendlichen Weiten des virtuellen Universums als Star Dreck auftaucht. Ein pathologisches Wahngebilde, ein auf dem Bildschirm gespiegeltes Trugbild von der dunklen Seite der Macht, eine Dark-Vader-Morgana, die sich irgendwann in heißer Luft auflöst.

Um eine Antwort auf diese drängende Menschheitsfrage zu finden, habe ich über ein Jahr lang undercover recherchiert, unerschrocken abtauchend in die stinkigsten Abwässer der geheimsten Quellen. Und so bin ich einer ungeheuerlichen Verschwörung gegen die gesamte westliche Welt auf die Schliche gekommen, die ich Ihnen demnächst welt-exklusiv berichten kann.

(Nach diesem Cliffhanger geht es erst in der nächsten Woche weiter. Also: Fortsetzung folgt – leider.)